Ich bezeichne mich als diplomierte Kampfpendlerin weil ich seit über zehn Jahren mit ÖV zur Arbeit fahre. Als solche erlebe ich vieles, lustiges und trauriges, sinnvolles und sinnloses. Und das möchte ich teilen, mit Freunden und Fremden, mit grossen und kleinen Menschen, mit Leuten aus der Nähe und Leuten aus der Ferne. Frohes Lesen

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Speisewagenfront

 

Ich muss mich entschuldigen, seit Tagen habe ich nichts geschrieben. Dabei ist soviel passiert in der letzten Zeit. Gut, die Auslosung für die WM erfolgte leider an einem Freitag, sodass ich die Kommentare des Pendlersportpapsts verpasst habe. Dafür war ich nach dem gestrigen Ausscheiden des FC Basels nicht überrascht, dass der junge Mann insbesondere den schwachen Schiedsrichter "abkapitlet" hat. Gleichzeitig schaffte er es aber auch den EHCO, die Bayern, Dortmund und die alte Geschichte mit dem dopenden Schwinger zu verhandeln. Dies alles in knapp fünf Minuten. Ich erwäge ernsthaft, den Mann beim Schweizer Fernsehen zu melden. Thurnherr und Co. sind "e Schissdräck" dagegen.
Es gibt auch neues von der Speisewagenfront zu melden. Gestern brauchte der Kellner ganze drei Anläufe, um mir das zu bringen, was ich bestellt hatte. Nämlich eine Dose Eichhofbier. Zuerst bringt er mir eine warme Schokolade, im zweiten Anlauf einen Milchkaffee. Ich hege den Verdacht, dass er mir nochmal das Falsche gebracht hätte, wenn ich nicht auf das Getränk des Tischnachbarns gedeutet hatte. Die geneigte Leserschaft darf drei Mal raten, was der ältere Herr konsumierte. Nämlich: .........
Überhaupt geht es im Speisewagen ganz lustig zu und her. In diesen Tagen bin ich nicht zum Lesen gekommen. Ich häkelte ein Geschenk für einen guten Bekannten. Da dieser hier eventuell mitliest, werde ich nicht verraten, dass es sich um eine Mütze handelt. Daraus entstand ein witziges Gespräch mit einer älteren Dame, die meinte: "Es ist doch noch schön, dass die jungen Leute Handarbeiten machen!" Gopf, das mit den "jungen Leuten" ist mir wie Öl "abe". Davon werde ich noch lange zehren können. "Junge Leute", huereschön.
Wobei ich das Lesen nicht so sehr vermisst habe. Meine derzeitige Lektüre ist nämlich eher enttäuschend. Nachdem ich das Buch "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand." mit Begeisterung verschlungen habe, habe ich mich an "Die Analphabetin, die rechnen konnte" gewagt. Dieses Buch ist leider ein eher billiger Abklatsch des "Hundertjährigen", einfach neu aufgekocht und gemixt. Leider nicht empfehlenswert.
Liebe Leserschaft, ich werde mich bemühen, den Blog wieder regelmässiger zu füttern. Leider meldet sich der nicht maunzend und kratzend, wie es meine Katze zu tun pflegt.
 
Junge Leute, läck het das guet to

Mittwoch, 27. November 2013



Kalte Tage

 

Nun sind sie wieder da, die kalten Tage. Die arme Pendlerin steht frierend auf dem Perron, stämpfelet mit den Füssen, zieht warme, wollene Unterwäsche an und wartet, und wartet. Die Pendlerin steckt die Hände in die Jackentasche. Sie könnte zwar Handschuhe anziehen, aber sie mag Handschuhe nicht. Also Hände in die Jackentasche und sich nicht beschweren, dass die Hände kalt sind. Wäre ja noch schöner. Dann endlich kommt der Zug, frohen Mutes besteigt man diesen, sucht sich ein Plätzchen, ein kurzer Schwatz mit einem Bekannten. Die finanzielle Situation meines Wohnorts ist immer ein gefundenes Fressen, die anstehende Gemeinderatssitzung sowieso. Wie werden die Grünen, die Roten, die Gelben entscheiden? Wie die Schwarzen? Nur zu schnell ist der Zug in Luzern angekommen, und wieder heisst es stämpfele mit den Füssen, Hände in die Jackentasche, sich ja nicht beschweren wegen den kalten Händen, von wegen Handschuhallergie.
In Luzern gehen die Uhren anders, ganz anders. Vielleicht weil so viele Uhren verkauft werden, ich weiss es nicht. Aber um mir das Warten zu versüssen, teste ich zwischendurch, ob die Anzeigetafel beim Busperron stimmt. Da kann man nämlich lesen, wie lange es noch dauert, bis der nächste Bus kommt. Da steht dann zum Beispiel: "Bus 1 - Maihof - 1 Minute". Nämlich habe ich ein Handy mit einer Stopuhr. Und dann mache ich den Test, wie lange diese Minute dauert. Meistens dauert es bis an die drei Minuten, bis der Maihöfler endlich auftaucht. Ich überlege mir, dies dem Kassensturz mitzuteilen mit der Aufforderung (nicht der Bitte), diese Anzeigen schweizweit zu testen. Ich erinnere mich an letztes Jahr. Damals arbeitete ich in Bern und fuhr auch mit dem Bus zu meiner Arbeitsstelle. Dort stimmten die Angaben meistens, wenn es hiess, dass der Bus in einer Minute kommt, dauerte es sogar oft nur wenige Sekunden, bis ich einsteigen konnte. Heisst das nun, dass die Berner schneller sind? Oder exakter? Oder hat das mit dem Tourismus zu tun? Weil so viele Uhren verkauft werden in Luzern, fehlt hier die Zeit? Ein grosses Rätsel der Menschheit, das wohl nie gelöst werden wird. Und so stämpfele ich weiter und beklage mich nicht über kalte Hände.
 
P.S. Selbstverständlich durfte ich mich heute wieder über den Sportexperten freuen. Für einmal war ich einig mit ihm: Der Schiedsrichter hätte den Baslern einen Penalty geben müssen. Und gespielt haben sie wirklich gut. Bravo.


Montag, 25. November 2013



Stress am Morgen

 

Für die, die sie nicht kennen: Oben sind die berühmten ostdeutschen Ampelmännchen zu bewundern. Diese wären dem Mauerfall beinahe zum Opfer gefallen, weil nach diesem, alles was aus dem Osten kam, nicht mehr gefragt war. Dabei sind diese beiden Männchen längst nicht so hüftsteif, wie die Männchen bei uns. Ich oute mich hiermit erstens als Männchen-Fan und zweitens als Frau, die noch einen Koffer in Berlin hat. Und der wird hoffentlich noch lange dort stehen bleiben, dass ich noch ganz viele Male den Ampelmannshop bei den Hackeschen Höfen besuchen kann und mich mit weiteren Devotionalien eindecken kann.
Das ist natürlich auch ein Wink mit der Keule an meine Freunde: Wenn ihr wisst, was ich meine.
Und jetzt kommt das zweite Outing: In Olten gibt es auch Ampelmänner. Und so kommt es fast jeden Morgen vor, dass ich im Bifang beim Oltimo auf den Knopf drücke, der veranlassen soll, dass sich der grüne Ampelmann zeigt (der zwar, wie gesagt, von der hüftsteifen Sorte ist). Ich warte oft gefühlte Ewigkeiten, bis sich der rote Kollege vom Acker macht. Da ich aber als Beutelöffnerin zu Hause noch die Chefin Mephista füttern musste, ist die Zeit oft "huere" knapp. Und so geschieht es bald jeden zweiten Tag, dass ich die Strasse bei ROT überquere. In den nächsten Tagen muss ich das wohl besser unterlassen. Da der Blog nicht in schwizerdütsch geschrieben ist, können das auch die Freunde von der NSA lesen, und geben diese Info eventuell an die Freunde und Helfer in Olten weiter. Immerhin habe ich in den letzten Monaten einige hundert Fränkli gespart, so sollte wieder einmal ein paar Gramm Lachs für die Chefin drin liegen. Kafirähmli wurden ja einige gespendet, Mephista lässt danken und ist weiterhin dankbare Abnehmerin.


Mittwoch, 20. November 2013

Es gibt Tage, an denen man am Liebsten unter der Decke liegen bleiben würde. Heute war so ein Tag, und ich bin liegen geblieben und erst später zur Arbeit. So habe ich die Sportweisheiten des Tages verpasst, so ein Mist auch.

Dienstag, 19. November 2013

Stammkunden

 

Ich habe übrigens noch einen anderen Stammkunden, dem würde ich von Zeit zu Zeit nur allzu gerne eines "brätschen", und wohl nicht nur ich. Als anständige Zugfahrer warten wir Wartenden auf dem Perron, bis alle, aber wirklich alle ausgestiegen sind. Und dann, und wirklich erst dann, beginnen wir einzusteigen. Das kann gerne jeder beobachten: Abfahrt 06.49 in Olten, vorderster Zweitklassewagen.
Aber es gibt da einen Vollpfosten (anders kann man ihn nicht bezeichnen), der erst dann aufsteht, wenn mindestens schon 10 (in Worten: ZEHN) Personen eingestiegen sind. Und uns dann noch anranzt "Cha me ned warte, bis aui usgschtige sind?"  Geht gar nicht. Ich werde für ihn einen Pendlerknigge schreiben müssen. 
 

Rituale

 
Wer als ein Pendler weiss besser, was ein Ritual ist? Olten ab 06.49, Luzern an 07.30 Uhr. Im Laufschritt zur Bushaltestelle, am Dienstagmorgen bei der Ankunftshaltestelle ein kurzer Blick auf das Wochenmenues des italienischen Take Aways. Woche für Woche, und dies jetzt schon seit über vier Monaten. Die derzeitige Situation an meinem Arbeitsplatz ist im Moment nicht die glücklichste, so dass ich am Morgen oft gerne liegen bleiben würde. Aber trotzdem stehe ich täglich in aller Herrgottsfrühe auf und gehe arbeiten.
Aber schon in wenigen Tagen wartet ein Ritual auf uns, das sich seit Jahren wiederholt. Wer kennt ihn nicht, den guten alten Adventskalender. Früher öffnete man jeden Tag ein Türchen und entdeckte ein Bild, das zur vorweihnächtlichen Zeit passte. Heute gibt es diese Kalender in allen Formen, Farben und Grössen. Bieradventskalender, Adventskrimis usw.
Ich behaupte, dass ich den originellsten aller Adventskalender habe (siehe oben). 3 x 8 Bilder mit einem Zettelchen, auf dem eine Frage steht. Diese ist mit "Ja" oder "Nein" zu beantworten (mittels Kreuzchen auf der Rückseite des Bildes). Mindestens vom 1. bis am 24. Dezember werde ich mit Freude aufstehen.
 
 
P.S. Der Sportexperte fährt wieder Zug. Heute abend gibt es spannende Entscheidungen in Sachen Weltmeisterschaft (verpasst Frankreich die WM, zum ersten Mal seit zwanzig Jahren? Portugal oder Schweden?) Ich freue mich auf seine Kommentare und werde gerne Bericht erstatten.

Freitag, 15. November 2013



Vermisst, schmerzlich

 
Seit drei Tagen fährt der Basler Sportexperte nicht mehr in meinem Zug, zwei Plätze hinter mir. Und ich vermisse ihn schmerzlich. Ihn und seine philosophischen Kommentare über das aktuelle Sportgeschehen. Zudem ist morgen Samstag, also würde ich ihn so oder so nicht sehen und vor allem auch nicht hören. Zu gerne hätte ich gewusst, was er über das Freundschaftsspiel Schweiz gegen HolzhacKorea gehört. Die Asiaten haben sich als echte Rüpel gezeigt.
Was mir aber nicht fehlen wird: Die Begleiterscheinungen, die das aktuelle Wetter mit sich bringt. Da wird gehustet und geniest, geschnieft und gerotzt. Keime werden zu Millionen an die Mitreisenden verschenkt, ohne Rücksicht auf nichts und niemanden. Ich lasse mir gerne Schokolade, Blumen oder sonst was schenken, aber auf solche Gaben kann ich gut und gerne verzichten.


Donnerstag, 14. November 2013

Dies gelesen:
"Lesen gefährdet die Dummheit."

Und das gedacht:
Stimmt

Dienstag, 12. November 2013

Dies gelesen:
"Löwengebrüll ist erlaubt. Aber nur wenn Sie sicher sind, dass Sie recht haben."
Quelle: HorRoRskop für Löwen im gestrigen Blick am Abend.

Und das gedacht:
Haben wir Löwen nicht immer und aus Prinzip recht?

Montag, 11. November 2013

Über jeden Blog werden Statistiken erstellt. Gerade habe ich festgestellt, dass auch von amerikanischer Seite auf meinen Blog zugegriffen wird. Seit ich das weiss, herrscht bei mir eine Bombenstimmung und ich vervielfache meine Anschläge auf die Tastatur. Wobei ich mir überlege im Blog in Zukunft vermehrt schwizerdütsch zu schreiben. Dies weil die Freunde von NSA scheinbar diese Sprache nicht verstehen.



Uhren bestimmen mein Leben

(oder auch nicht)
 
 
Es ist mir durchaus klar, dass auch Autopendler pünktlich an ihrem Arbeitsplatz erscheinen müssen. Arbeitsbeginn 8 Uhr morgens ist 8 Uhr morgens für alle. Für Zugfahrende gibt es aber fast nie die perfekte Verbindung. Ich zum Beispiel treffe normalerweise immer schon zwanzig vor 8 an meinem Arbeitsplatz an der Maihofstrasse in Luzern ein. Der Zug fährt unerbittlich um 06.49 Uhr ab. So läutet der Wecker denn unerbittlich um 05.45 Uhr, da liegen höchstens 5 Minuten drin, um noch ein bisschen liegen zu bleiben. Und wehe, ich wage es nicht als allererste Tätigkeit das Katzenschälchen zu füllen. Madame protestiert lautstark. Und dann gilt es den Zeitrahmen exakt einzuhalten. Körperpflege, kurzes Frühstück (Kaffee und O-Saft sind ein Muss). Kurz Radio hören, insbesondere Sportnachrichten, wegen dem lieben Freund aus dem Baselbiet. Ein letzter Blick auf die Küchenuhr, kurz den Briefkasten leeren (dank meiner lieben Freundin M. profitiere ich noch von einem Tagi-Abo). Und ab Richtung Bahnhof, Gratiszeitung schnappen, auf dem Gleis 12 den richtigen Standort einnehmen (ich versuche immer, den vordersten Zweitklassewagen zu besteigen).
Bestimmen wirklich Uhren mein Leben? Zum Teil schon, irgendwie muss ich ja wissen, wann ich meine Wohnung verlassen muss. Aber trotzdem lasse ich mich nicht von ihnen bestimmen. So habe ich zwar 2 oder drei Armbanduhren zu Hause, die ich aber selten bis nie trage. Wohin man schaut: Uhren, Uhren, Uhren. Jeder Bildschirm zeigt mir die Zeit an. Handy, Radio, Fernsehen und zig andere Apparate zeigen mir auf Wunsch die Uhrzeit an. Und bestimmen so zu einem gewissen Teil mein Leben, aber eben nur zu einem gewissen Teil. An den Wochenenden lasse ich mich oft treiben. Wenn ich mit dem Zug irgendwohin will, gehe ich meistens einfach an den Bahnhof und nehme den nächsten Zug, der Olten Richtung Bestimmungsort verlässt.
Das Bild oben habe ich übrigens im Sommer 2012 aufgenommen, ich hatte Urlaub und habe einen Tagesausflug aufs Jungfraujoch gemacht. Was bedeutete, dass ich wirklich früh, sehr früh aufstehen musste. Was aber die Rückreise betrifft: als Heerscharen von Kameraträgern den Berg eroberten, habe ich die nächste Bahn ins Tal genommen. In Grindelwald Kaffee getrunken, wieder die nächste Bahn genommen und in Thun no echli glädelet. Fast kein Fahrplan bestimmte diesen Tag, der mit einem kleinen Apéro mit guten Freunden endete.
 

Sonntag, 10. November 2013

Pendlersonntag

 

Als Pendlerin geniesse ich die Wochenenden. Kein Zug, der gnadenlos pünktlich (meistens) den Bahnhof Olten kurz vor 7 Uhr verlässt. Keine Kollegen, die mich zur "chum cho, gang go, mach no" degradieren. Am Samstag über den Markt flanieren, mit Bekannten das Tagesgeschehen kommentieren. Später besuche ich das Untergeschoss der Stadtbibliothek. Dort lese ich verschiedene Zeitungen und Zeitschriften (NZZ, Tagi, Stern und natürlich wegen den HoRRoRskopen die Schweizer Illustrierte). In den Bücherregalen "schnöigge", Lektüre nach Hause nehmen. Kurze Putzaktion, mit Mephista knuddeln. Das macht das Leben lebenswert. Am Sonntag ausschlafen, um 10 Uhr auf DRS 1 "persönlich" hören, um 11 Uhr auf DRS 3 meinen Lieblingsdetektiv Maloney. Und das besondere Schmankerl: um 13 Uhr auf DRS 1 die Hitparade aus der Zeit, als ich noch jung war. Ein solches Wochenende ist die ideale Vorbereitung auf die kommende Pendlerwoche, in der ich wieder den Sportexperten aus dem Baselbiet treffe, oder die junge Dame, die sich lautstark mit ihrem "Schatz" unterhält. Die besagte Dame schafft es, in einem zweiminütigen Gespräch das Wort "Schatz" mindestens zwanzig Mal unterzubringen. "Jo Schatz, ond gäu Schatz, nei Schatz, sicher Schatz". Manchmal habe ich grosse Lust, das Schätzelchen zu würgen. Aber noch ist erst Sonntag und ich lehne mich noch ein bisschen zurück und freue mich auf die Ausstrahlung meiner Lieblingssendung "Lindenstrasse", auch die gehört zu meinem Wochenendritual, womit ich mich geoutet hätte.


Samstag, 9. November 2013



Meine Pendleranfänge

 
Mein Alltag als Pendlerin fing Ende der siebziger Jahre im letzten Jahrtausend an. Wobei das Wort Pendeln nicht so ganz richtig ist. Im Winter bei schlechtem Wetter von Lostorf nach Olten mit dem Bus in die Kanti zu fahren, das kann man doch kaum als Pendeln bezeichnen. Meist fuhr ich nämlich mit dem Velo. Während zwei Jahren hatte ich knackige Wädli, der Kantihoger hatte und hat es in sich.
Später arbeitete ich in Lostorf und wohnte in Olten und so sind es jetzt rund dreissig Jahre, dass ich mich als Pendlerin bezeichnen darf. Zu jener Zeit wachte ich eines Morgens auf, schaute auf den Wecker und sah, dass sich der Minutenzeiger der Abfahrtszeit meines Buses näherte, gefährlich näherte. Ich aus dem Bett, Katzenwäsche, in die Kleider und ab an den Bahnhof. Dies mit einer Geschwindigkeit, die Usain Bolt erblassen liesse. Am Bahnhof: gähnende Leere. Wo sich sonst Heere von Menschen bewegten: keine Menschenseele, keine rennenden, schlendernden, schlurfenden Füsse.
Die geneigte Leserschaft wird vielleicht schon eine Ahnung haben, was da passiert ist. MINUTENzeiger habe ich geschrieben, der Stundenzeiger war noch ein Zwölftel des Ziffernblatts von der Aufstehzeit entfernt. Nun gut, ich habe mir den Kaffee im Bahnhofbuffet zweiter Klasse (damals gab es noch ein Erst- und ein Zweitklassbuffet) schmecken lassen.


Freitag, 8. November 2013

Hor(r)o(r)skop



 

Als Pendlerin komme ich regelmässig an Kiosken vorbei. In den Auslagen liegen da Klatschhefte aller Art, angefangen bei der Herzschmerzabteilung über die Glamourzeitschriften, die mir alles Wissenswerte über Becker- und Klumkonsorten berichten, bis hin zu den Modeheftchen. Und hier gebe ich zu: ja, ich bediene mich an den Kästen mit den Gratiszeitungen. Nun, was haben diese literarisch ach so hochstehenden Presseorgane gemeinsam? 100 Punkte für die richtig ratenden Kandidaten: Jawohl, Horoskope, oder wie ich sie nenne: HoRRoRskope. Ich bin Löwin, und den Löwen sagt man nach, das einzige was diese über Astrologie wissen, sei, dass sie eben Löwen seien. Aber es gibt ja noch andere HoRRoRskope. Beim chinesischen bin ein Schwein, beim keltischen BaumhoRRoRskop bin ich eine Zypresse. Und ich weiss nun auch den Blick meiner Katze zu deuten, die mich manchmal ganz komisch anschaut: Im indianischen HoRRoRskop bin ich nämlich Lachs. Ich werde mich hüten und ihr den Rücken zuwenden. Es reicht, dass sie von Zeit zu Zeit ihre Krallen in meinen Körper bohrt, wenn sie am Morgen zu mir ins Bett hüpft und sich streckt.


Donnerstag, 7. November 2013

Lohnenswert

 
Gestern habe ich gebastelt. Ich durfte mithelfen, den schönsten Adventskalender, den es gibt, fertigzustellen. Siehe unter www.augeblickmal.com
Es gibt dort übrigens nicht nur Adventskalender, sondern auch Karten und Kleber. So öppis vo kreativ.


Wanted: Pendlergschpändli



Sollte ich ein schlechtes Gewissen haben, weil ich mich so lange nicht gemeldet habe? Vermutlich scho e chli. Aber ich hatte Ferien und wollte einfach nichts tun, meinen Gedanken nachhängen. Nun arbeite ich wieder und habe mich auf heute Abend gefreut, Speisewagen, nicht lesen sondern plaudern mit meiner im Zug gefundenen Pendlerfreundin.
Nun kam gestern Abend die Meldung, dass ich mein Pendlergschpändli verloren habe. Andrea, mit der ich jeden Donnerstagabend im Speisewagen nach Olten fuhr, hat ihren Job verloren. Nun, was soll ich tun? Einen Aufruf starten: "Wanted Pendlergschpändli  für die Fahrt von Luzern nach Olten, Abfahrt um 17.54 - Muss Freude am Lesen haben und mich verrücktes Huhn ertragen können". Also Leute: wenn ihr jemanden wisst: bitte per Kommenter melden.
Nun ja, ich habe immer ein Buch bei mir, zwischendurch auch ein solches aus dem Giftschrank. 7.5. sei Dank. Die Zahlen sind ein Code, mag sein, dass jemand herausfindet, wen ich meine. Wer es herausfindet: Meldung an mich, es winkt es Schoggistängeli.
Aber nun zurück zu meiner Lektüre: Im Moment lese ich "Der Nebel von gestern" von Leonardo Padura. Padura ist Kubaner und schreibt über das Leben nach der Revolution. In diesem Buch geht es um eine Bibliothek in der der Protagonist auf einen Zeitungsartikel über eine Bolérosängerin stösst. Er macht sich auf die Spuren dieser Frau. Packend. Nur schon die Beschreibung der Bibliothek. Ich meinte den Geruch der alten Bücher in der Nase zu haben.
Entdeckt habe ich das Buch übrigens im Bücherschrank in Olten, beim Naturmuseum.
Also: Sorry für mein langes Schweigen (gibt es ein Wort für Schreibschweigen?) und e schöne Tag.

Montag, 28. Oktober 2013

Pfeile werfen ist Glückssache

 

Was wohl die wenigsten wissen, zwischendurch werfe ich Pfeile auch eine runde Scheibe. Wenn ich nichts treffe, versuche ich mir irgendjemanden auf dem zu treffenden Feld vorzustellen. Das hat heute gar nichts gebracht. Wäre dies ein Match gewesen, ich hätte wohl den Rekord in Pneus schiessen bei weitem übertroffen. Für den Laien: Pneu ist der schwarze Rand und ein Pneu kostet normalerweise 50 Rappen. Ich hätte heute ein Vermögen bezahlen müssen.

Sonntag, 27. Oktober 2013

Nicht nur pendeln





Mein Alltag als Nicht-Pendlerin besteht aus ganz alltäglichen Dingen, wie kochen, putzen und vor allem Katze füttern. Und zwischendurch schreibe ich Artikel über kulturelle Anlässe in Olten. Lesungen, Konzerte oder Theateraufführungen darf ich abdecken. Zuweilen ist es auch ein Muss. Manchmal fragen mich Freunde und Bekannte wie ich das mache. Eigentlich einfach. Ich habe immer ganz viel Papier mit und viele, ganz viele Kugelschreiber. Meist habe ich auch nette Begleitung. Wobei die Begleitung immer nett ist. das meist bezieht sich auf den Umstand, dass ich zwischendurch diese Veranstaltungen alleine besuche. Die Begleitung, beim letzten Mal war dies U., gibt mir auch wichtige Impulse. Bei U. ist dies der letzte Satz, der im Oltner Tagblatt von morgen zu lesen ist, der mit der Bauchmuskulatur. Ich mache dann zig Seiten von Notizen, die ich später kaum mehr entziffern kann (siehe Bild oben). Zuhause setze ich mich dann vor den Computer, meist fällt mir zu Beginn nichts ein, dann spiele ich auf dem Computer eine Runde Patience oder so. Irgendwie bringe ich dann trotz allem einen Text nicht zu Papier, sondern zu Computer. Der Text geht dann an meinen Korrektor, G.E. Seine Inputs sind immer sehr hilfreich, nützen zuweilen nichts, weil ich es meistens schaffe den einen oder anderen Hinweis zu ignorieren. Das will heissen, dass alle Fehler auf meinem Mist gewachsen sind. Der Text wird also überarbeitet und an die Redaktion gebeamt. Und ich freue mcih immer wie Bolle, wenn ich am anderen Tag in der Beiz das Oltner Tagblatt aufschlage und "meinen" Bericht lesen darf.
Wobei es zu sagen gilt, dass es Aufträge gibt, die ich richtig und wirklich mag. Es gibt zwischendurch auch Aufträge, die mir arg Bauchschmerzen bereiten. Dies nicht, weil ich Bauchkrämpfe habe, weil ich so herzlich lachen kann, wie beim letzten. Sondern weil ich verdammt viel Zeit verliere in der Vorbereitung, die Veranstaltung schlicht und einfach schlecht ist und ich trotzdem versuche, etwas gutes daran zu finden. Dazu aber ein anderes Mal mehr.

Freitag, 25. Oktober 2013




Von Ei-Fonen und Knochen


Ich masse mir nicht an, den ersten Blog über das Leben einer Pendlerin zu schreiben. Aber wenn ich die Beiträge von Frau Walder lese, dann wage ich zu behaupten, dass ich die „wahrere“ Pendlerin als sie bin. Denn normalerweise verlässt mein Zug den Bahnhof Olten um 07.49 Uhr und am Abend steige ich in den Zug in Luzern, der diese von Asiaten überflutete Stadt um 17.54 verlässt.  Während Frau Walder in irgendwelchen Zügen, Trams fährt, aber eben nicht Tag für Tag den exakt gleichen Weg nimmt. Zu meinen täglichen Fahrten gibt es aber auch Ausnahmen. Vor gut einer Woche hatte ich mir einen Auftrag als freie Journalistin ergattert. Eine Buchpräsentation in der Buchhandlung Stocker in Luzern. Zwei Krimis galt es zu besprechen. Am gleichen Abend spielte die Schweizer Fussballnati gegen Slowenien.  Gut, die Eidgenossen waren bereits qualifiziert für die WM in Brasilien. Aber ich bin nun mal ein grosser Fussballfan. Mein Artikel ist zwar so gut wie schon geschrieben, nichts desto trotz fühle ich mich verpflichtet anwesend zu sein. Aber kurz nach 9 Uhr abends ist die Veranstaltung zu Ende und ich begebe mich an den Bahnhof, wo wenige Minuten später eintreffe. Der Zug fährt um 21.30 Uhr, mit Halt in Sursee und Zofingen. Auf dem Perron stehen zwei Kondukteure (sagt man noch so?). Ich stelle den beiden die Frage: „Wie steht es bei dem Match?“ „Unentschieden, in der Pause. Aber heutzutage haben doch alle (man und frau beachte das Wort alle, bewusst geschlechtsneutral) ein Ei oder einen Smart (dies ist meiner Phantasie entsprungen, also noch einmal korrekt) ein ovalesPhone oder so ein Smart(es)Phone., da können Sie doch sicher selber nachschauen. Worauf ich den beiden meinen „Knochen“ vorweise, unter "Knochen" verstehe ich mein uraltes Handy, mit dem ich tatsächlich "nur" telefonieren und "nur" simsen kann, aber nix Internet.
Na ja, die Schweizer Nati (hier könnte nun ein Diskurs folgen von wegen „wir haben gewonnen“ und „die Idioten haben es nicht geschafft“) wird so oder so in Brasilien dabei sein. So weit, so gut. Aber was nun wirklich nicht zum Pendleralltag gehört:  Kurz vor zehn Uhr die Durchsage: „An die fussballinteressierte Dame, die in diesem Zug sitzt. Eine Meldung des Lokführers. Die Schweiz hat 1:0 gewonnen.“

Danke den Kondukteuren, danke dem Lokführer, danke der Schweizer Nati.

Was eh allen klar ist: Geschichten zu diesen Ei-Fonen könnte wohl jeder Pendler hunderte und jede Pendlerin auch hunderte erzählen.

Donnerstag, 24. Oktober 2013


Vom Glück Katzenbesitzerin zu sein

 


Es gibt zig Listen "10 Gründe, warum......", "10 Gründe, um .......". Als Anfängerin im Blogwesen, habe ich gedacht, ich könnte "10 Gründe, warum Mensch eine Katze haben muss" notieren. Während ich noch an der Tastatur kaue (früher hat man am Schreibwerkzeug gekaut), schaut mich meine Katze Mephista an, so wie einem nur eine Katze anschauen kann. Und zum Glück kann ich die Gedanken meiner Katze lesen. Sie teilte mir nämlich mit: "Bin ich nicht schon Grund genug?" Das wäre es dann gewesen mit der "10 Gründe-Liste". Danke Mephista.

 

Bilder! Bilder?

 


Am Morgen aufwachen, Blick aus dem Fenster, wissend, dass man in wenigen Stunden mit diesem Blick belohnt wird:



Gestern habe ich zum ersten Mal bereut, dass ich meine Fotomaschine nicht immer mit mir rumschleppe. Im Zug zwischen Luzern und Olten, rund um sechs Uhr abends. Ein wunderschöner Regenbogen. Mein Gedanke: das wäre was für den Blog, das wäre ein schönes Bild. Und der überübernächste: nein, eigentlich nicht. Ich meine damit das gemachte Bild, die Erinnerung, der Regenbogen sind durchaus einen Eintrag in den Blog wert. Aber manche Bilder sollte man einfach im Kopf behalten, sich erinnern. "Pixel" um "Pixel" wieder aufbauen. Sich daran erinnern, wo man war, was man gemacht hat. Ich war, wie geschrieben im Zug, habe meine Lektüre zur Seite gelegt und gestaunt wie ein kleines Kind. Nein, ich will nicht immer eine Fotomaschine bei mir haben. Ich will mich an Dinge, Orte und Ereignisse einfach so erinnern können, ohne Krücke, sei die aus Papier oder stecke in einem USB-Stick. In dem Sinn: ich wünsche allen schöne Erinnerungen, an Begegnungen und an Ereignisse.


Mittwoch, 23. Oktober 2013



Lektüre

 

Zwischendurch MUSS ich Bücher lesen. Dies weil ich als freie Mitarbeiterin für das Oltner Tagblatt schreibe und für eine Gratiszeitschrift. Ich bezeichne dies salopp auch als "Schlampen- oder Nuttenjournalismus". So kam es, dass ich in den letzten Wochen ein Werk lesen musste, dass ich als das schlechteste Buch bezeichnen möchte, nein muss, das ich je gelesen habe. Auf jeder zweiten Seite wird "geschnieft" oder geschmunzelt". Der Fall wird in zwei Wochen gelöst, davon liegt der Ermittler drei Nächte im Spital und eine Nacht lang liegt er gefesselt in einem Keller. Manchmal denke ich, dass die Erfindung der Eigenverlage nicht unbedingt zum Guten ist. Nun ja.
 
Nun noch eine Mitteilung in eigener Sache: Nächste Woche habe ich Urlaub. Aber keine Bange: auch im Urlaub gibt es so etwas wie Alltag, d.h. starten der Kaffeemaschine, der regelmässige Gang zur Toilette, das Öffnen der Dosen für meine Fellträgerin etc. Ich werde also auch in dieser Zeit meinen Senf zum Weltgeschehen geben, das zum Glück keine St. Galler Bratwurst ist, zu der man bekanntlicherweise keinen Senf nimmt.


Dienstag, 22. Oktober 2013

Dies gelesen:
"Neue Filialen der irischen Modekette Primark lösen Kaufrausch-Hysterie aus. Grund: Primark ist so billig, dass es sich fast nicht lohnt, die Kleider nach Gebrauch zu waschen."
Quelle: 20 Minuten

Und das gedacht:
Es ist zu hoffen, dass die Menschheit eine Schublade mit Planeten Erde zum Wechseln hat, so wie der grosse Teil der Erdbevölkerung eine Schublade mit Unterwäsche zum Wechseln hat. Sonst sehe ich schwarz.

Montag, 21. Oktober 2013



Mäusetante auf Mäusejagd



Wenn mein Bekannter mit seiner Tochter in den Urlaub fährt, übernehme ich gerne die Fütterung seiner Raubtiere, die da sind: 3 süsse Wüstenspringmäuse. Das gibt nicht viel zu tun, Käfig oben öffnen, Knabberzeug und Heu rein, von Zeit zu Zeit das Wasser wechseln. Die putzigen Tierchen fressen mir sogar aus der Hand. Dann Käfig zu. Nun am Samstag, kurz gegen neun Uhr abends war ich im Begriff nach Hause zu gehen. Da fällt mir ein, dass ich noch das Wasser wechseln könnte. Gedacht, getan, der Käfig stand in dieser kurzen Zeit (1 Minute) offen. Ich stelle das Schälchen mit dem Wasser rein, schliesse den Käfig und gehe frohen Mutes auf fast direktem Weg nach Hause. Warum nicht auf direktem Weg, wird sich die geneigte Leserschaft fragen. Nun ja, ich feierte noch kurz den Sieg der Powermäuse. Sonntagmorgen gehe ich noch mal zu meinen Pflegekindern. Und tatsächlich, das hellbraune Mäuschen zeigt sich nicht. Am Nachmittag regt sich mein schlechtes Gewissen und ich informiere den Mäusevater über den Verlust. Dieser nimmt mich zuerst nicht ernst, meint ich mache einen Scherz. Nun wird mein Gewissen noch schlechter und drückt mich nieder, dass ich nicht mehr grösser als ein Mäuschen bin. Anstatt an eine Lesung zu gehen, um das Wochenende friedlich ausklingen zu lassen, eile ich zurück an die Stätte meines Verbrechens. Und siehe da: mitten im Wohnzimmer sitzt der Kleine. Was sich in der nächsten Viertelstunde abgespielt hat, lässt sich kaum beschreiben. Zuerst nähert sich das Tierchen, frisst mir aus der Hand, aber um keinen Preis hüpft das Ding in die bereit gehaltene Dose. Schliesslich verschwindet das Ding in der Küche. Gut, diese ist übersehbar, lässt sich schliessen. Aber wer nun glaubt, meine Nerven seien damit zur Ruhe gekommen, der täuscht sich gewaltig. Mäuschen verschwindet in der Geschirrspülmaschine. Sadistische Gemüter hätten diese nun laufen lassen. Ich als friedliebende Person spüre nur wie mein Puls steigt, kalte Schweissausbrüche das ganze Programm. Nun, das Tierchen muss langsam Hunger bekommen haben. Denn nun geht es ganz schnell. Ich nehme eine leere Tupperwaredose, lege ein bisschen Knabberzeug hinein, hellbraunes Mäuschen hüpft hinein, Deckel drauf und ab mit ihm zurück in die gute Stube. Wobei noch das Hindernis des geschlossenen Käfigs zu bewältigen war. Wie ich das geschafft habe, weiss ich nicht mehr so genau. Ich weiss nur eines: das nächste Mal, wenn es denn ein nächstes Mal gibt, werde ich den Käfig bei einem Wasserwechsel mit einem riesigen Schloss absichern.

Was die Illustration soll? Einen Moment lang überlegte ich mir, Hilfe beizuziehen. Madame hätte sich vermutlich geehrt gefühlt. Was der Mäusevater davon gehalten hätte, sei dahingestellt.

Sonntag, 20. Oktober 2013


In meinem Pendlerleben geniesse ich die pendlerfreien Tage. Neben den Ferientagen sind das natürlich die Wochenenden. Ausschlafen am Morgen, ausgiebig Zmörgele, mit der Katze auf dem Sofa rumfläzen und Lesen, Lesen, Lesen. Die Menschen, die mich kennen, wissen, dass ich nie, aber wirklich NIE ohne Buch unterwegs bin. Ein Mensch, so habe ich mal gehört, kann wenige Minuten ohne zu atmen, drei Tage ohne zu trinken und dreissig Tage ohne Nahrung auskommen. Wie manche Tage ich leben könnte ohne zu lesen, ich will es nicht wissen. Tipp an die NSA: Hier habt ihr die ideale Methode, um mich zu foltern. Nehmt mir die Bücher weg und ich verrate alles, sogar meine Katze.
Während ich dies schreibe, sitzt meine Katze neben mir und schaut mich schon ganz komisch an. Ob sie wohl auch die Lizenz zum Lesen hat?
Nun mag sich der geneigte Leser und die geneigte Leserin fragen: Was ist die Moral von der Geschichte? Es versteht sich meiner Meinung nach von selbst, dass ich auch im Zug lese. Deshalb werde ich mehr oder weniger regelmässigen Abständen Bücher vorstellen, die mir gefallen. Teilweise haben diese mehr oder weniger direkt mit Zügen und Zugfahren zu tun. Wer kennt die berühmte Kurzgeschichte „Der Tunnel“ von Friedrich Dürrenmatt nicht.
Dazu fällt mir etwas ein, dass vor wenigen Wochen im Zug von Luzern nach Olten passierte. Ich fahre jeden Abend mit dem Zug nach Hause, der um 17.54 abfährt. Und jeden oder fast jeden Abend setze ich mich ins Spiswägeli und geniesse ein Feierabendbier. An einem Donnerstag setzt sich eine Frau zu mir. „Sie sind wenigstens nicht eine dieser Fon-Autisten!“ meint sie zu mir. Ich schaue sie fragend an. „Ja, Sie lesen, letztens ein Buch über die FIFA.“ Seither ist sie Tradition, die gemeinsame Heimfahrt im Spiswägeli im Zug, der Luzern um 17.54 verlässt. Andrea hat die nächsten zwei Wochen Ferien, ich werde die gemeinsamen Gespräche über Literatur und über Gott und die Welt vermissen.

Freitag, 18. Oktober 2013


Manchmal, wenn ich wieder auf einem Bahnhof auf den verspäteten Zug warte, das Wartehäuschen wegen einer defekten Türe nicht betreten werden kann und ich mir dabei "dr Ranze" abfriere, wünschte ich mir, ich wäre meine Katze. Das ahnungslose Wesen weiss nicht was ÖV ist, hat noch nie einen Zug verpasst, musste noch nie an den Bahnhof rennen, geniesst einfach ihr Leben als meine Katze. Sie weiss, die Dosenöffnerin öffnet regelmässig Dosen und Beutel. Aber wenn ich meine Katze wäre, gäbe es diesen Blog nicht. Irgendwie schade.



Wenn jemand wie ich, jeden Tag Zug fährt, der kriegt so einiges mit. Und wenn man wie ich, eigentlich jeden Tag mit dem gleichen Zug fährt, hat man auch so seine "Stammkunden", wie ich sie nenne. Mensch ist ja ein Gewohnheitstier, fährt jeden Tag im vordersten Zweitklasswagen und hier kommen die "Stammkunden" ins Spiel. Zum Beispiel der junge Mann mit Basler Dialekt, der in Zofingen aussteigt und jeden Morgen das aktuelle Sportgeschehen kommentiert. Oder meint, es kommentieren zu müssen. Nach dem jämmerlichen Unentschieden der Schweizer Fussballnati gegen Island, meinte er "Dr Hitzfäld chasch gar ned bruche, useschtelle, aber sofort." Heute morgen: "Dr Hitzfäld esch dr bescht Trainer, wo d'Schwiz je gha het, der absolut bescht." Ich bereite mich auf diese Kommentare natürlich vor. Jeden Morgen nach dem Aufstehen schalte ich den Fernseher ein, schaue auf Teletext was sportlich passiert ist. Anschliessend wette ich mit mir selber, welche Themen kommentiert werden. Ich darf ganz unbescheiden sagen, dass ich eine hohe Trefferquote haben.