Ich bezeichne mich als diplomierte Kampfpendlerin weil ich seit über zehn Jahren mit ÖV zur Arbeit fahre. Als solche erlebe ich vieles, lustiges und trauriges, sinnvolles und sinnloses. Und das möchte ich teilen, mit Freunden und Fremden, mit grossen und kleinen Menschen, mit Leuten aus der Nähe und Leuten aus der Ferne. Frohes Lesen

Montag, 28. Oktober 2013

Pfeile werfen ist Glückssache

 

Was wohl die wenigsten wissen, zwischendurch werfe ich Pfeile auch eine runde Scheibe. Wenn ich nichts treffe, versuche ich mir irgendjemanden auf dem zu treffenden Feld vorzustellen. Das hat heute gar nichts gebracht. Wäre dies ein Match gewesen, ich hätte wohl den Rekord in Pneus schiessen bei weitem übertroffen. Für den Laien: Pneu ist der schwarze Rand und ein Pneu kostet normalerweise 50 Rappen. Ich hätte heute ein Vermögen bezahlen müssen.

Sonntag, 27. Oktober 2013

Nicht nur pendeln





Mein Alltag als Nicht-Pendlerin besteht aus ganz alltäglichen Dingen, wie kochen, putzen und vor allem Katze füttern. Und zwischendurch schreibe ich Artikel über kulturelle Anlässe in Olten. Lesungen, Konzerte oder Theateraufführungen darf ich abdecken. Zuweilen ist es auch ein Muss. Manchmal fragen mich Freunde und Bekannte wie ich das mache. Eigentlich einfach. Ich habe immer ganz viel Papier mit und viele, ganz viele Kugelschreiber. Meist habe ich auch nette Begleitung. Wobei die Begleitung immer nett ist. das meist bezieht sich auf den Umstand, dass ich zwischendurch diese Veranstaltungen alleine besuche. Die Begleitung, beim letzten Mal war dies U., gibt mir auch wichtige Impulse. Bei U. ist dies der letzte Satz, der im Oltner Tagblatt von morgen zu lesen ist, der mit der Bauchmuskulatur. Ich mache dann zig Seiten von Notizen, die ich später kaum mehr entziffern kann (siehe Bild oben). Zuhause setze ich mich dann vor den Computer, meist fällt mir zu Beginn nichts ein, dann spiele ich auf dem Computer eine Runde Patience oder so. Irgendwie bringe ich dann trotz allem einen Text nicht zu Papier, sondern zu Computer. Der Text geht dann an meinen Korrektor, G.E. Seine Inputs sind immer sehr hilfreich, nützen zuweilen nichts, weil ich es meistens schaffe den einen oder anderen Hinweis zu ignorieren. Das will heissen, dass alle Fehler auf meinem Mist gewachsen sind. Der Text wird also überarbeitet und an die Redaktion gebeamt. Und ich freue mcih immer wie Bolle, wenn ich am anderen Tag in der Beiz das Oltner Tagblatt aufschlage und "meinen" Bericht lesen darf.
Wobei es zu sagen gilt, dass es Aufträge gibt, die ich richtig und wirklich mag. Es gibt zwischendurch auch Aufträge, die mir arg Bauchschmerzen bereiten. Dies nicht, weil ich Bauchkrämpfe habe, weil ich so herzlich lachen kann, wie beim letzten. Sondern weil ich verdammt viel Zeit verliere in der Vorbereitung, die Veranstaltung schlicht und einfach schlecht ist und ich trotzdem versuche, etwas gutes daran zu finden. Dazu aber ein anderes Mal mehr.

Freitag, 25. Oktober 2013




Von Ei-Fonen und Knochen


Ich masse mir nicht an, den ersten Blog über das Leben einer Pendlerin zu schreiben. Aber wenn ich die Beiträge von Frau Walder lese, dann wage ich zu behaupten, dass ich die „wahrere“ Pendlerin als sie bin. Denn normalerweise verlässt mein Zug den Bahnhof Olten um 07.49 Uhr und am Abend steige ich in den Zug in Luzern, der diese von Asiaten überflutete Stadt um 17.54 verlässt.  Während Frau Walder in irgendwelchen Zügen, Trams fährt, aber eben nicht Tag für Tag den exakt gleichen Weg nimmt. Zu meinen täglichen Fahrten gibt es aber auch Ausnahmen. Vor gut einer Woche hatte ich mir einen Auftrag als freie Journalistin ergattert. Eine Buchpräsentation in der Buchhandlung Stocker in Luzern. Zwei Krimis galt es zu besprechen. Am gleichen Abend spielte die Schweizer Fussballnati gegen Slowenien.  Gut, die Eidgenossen waren bereits qualifiziert für die WM in Brasilien. Aber ich bin nun mal ein grosser Fussballfan. Mein Artikel ist zwar so gut wie schon geschrieben, nichts desto trotz fühle ich mich verpflichtet anwesend zu sein. Aber kurz nach 9 Uhr abends ist die Veranstaltung zu Ende und ich begebe mich an den Bahnhof, wo wenige Minuten später eintreffe. Der Zug fährt um 21.30 Uhr, mit Halt in Sursee und Zofingen. Auf dem Perron stehen zwei Kondukteure (sagt man noch so?). Ich stelle den beiden die Frage: „Wie steht es bei dem Match?“ „Unentschieden, in der Pause. Aber heutzutage haben doch alle (man und frau beachte das Wort alle, bewusst geschlechtsneutral) ein Ei oder einen Smart (dies ist meiner Phantasie entsprungen, also noch einmal korrekt) ein ovalesPhone oder so ein Smart(es)Phone., da können Sie doch sicher selber nachschauen. Worauf ich den beiden meinen „Knochen“ vorweise, unter "Knochen" verstehe ich mein uraltes Handy, mit dem ich tatsächlich "nur" telefonieren und "nur" simsen kann, aber nix Internet.
Na ja, die Schweizer Nati (hier könnte nun ein Diskurs folgen von wegen „wir haben gewonnen“ und „die Idioten haben es nicht geschafft“) wird so oder so in Brasilien dabei sein. So weit, so gut. Aber was nun wirklich nicht zum Pendleralltag gehört:  Kurz vor zehn Uhr die Durchsage: „An die fussballinteressierte Dame, die in diesem Zug sitzt. Eine Meldung des Lokführers. Die Schweiz hat 1:0 gewonnen.“

Danke den Kondukteuren, danke dem Lokführer, danke der Schweizer Nati.

Was eh allen klar ist: Geschichten zu diesen Ei-Fonen könnte wohl jeder Pendler hunderte und jede Pendlerin auch hunderte erzählen.

Donnerstag, 24. Oktober 2013


Vom Glück Katzenbesitzerin zu sein

 


Es gibt zig Listen "10 Gründe, warum......", "10 Gründe, um .......". Als Anfängerin im Blogwesen, habe ich gedacht, ich könnte "10 Gründe, warum Mensch eine Katze haben muss" notieren. Während ich noch an der Tastatur kaue (früher hat man am Schreibwerkzeug gekaut), schaut mich meine Katze Mephista an, so wie einem nur eine Katze anschauen kann. Und zum Glück kann ich die Gedanken meiner Katze lesen. Sie teilte mir nämlich mit: "Bin ich nicht schon Grund genug?" Das wäre es dann gewesen mit der "10 Gründe-Liste". Danke Mephista.

 

Bilder! Bilder?

 


Am Morgen aufwachen, Blick aus dem Fenster, wissend, dass man in wenigen Stunden mit diesem Blick belohnt wird:



Gestern habe ich zum ersten Mal bereut, dass ich meine Fotomaschine nicht immer mit mir rumschleppe. Im Zug zwischen Luzern und Olten, rund um sechs Uhr abends. Ein wunderschöner Regenbogen. Mein Gedanke: das wäre was für den Blog, das wäre ein schönes Bild. Und der überübernächste: nein, eigentlich nicht. Ich meine damit das gemachte Bild, die Erinnerung, der Regenbogen sind durchaus einen Eintrag in den Blog wert. Aber manche Bilder sollte man einfach im Kopf behalten, sich erinnern. "Pixel" um "Pixel" wieder aufbauen. Sich daran erinnern, wo man war, was man gemacht hat. Ich war, wie geschrieben im Zug, habe meine Lektüre zur Seite gelegt und gestaunt wie ein kleines Kind. Nein, ich will nicht immer eine Fotomaschine bei mir haben. Ich will mich an Dinge, Orte und Ereignisse einfach so erinnern können, ohne Krücke, sei die aus Papier oder stecke in einem USB-Stick. In dem Sinn: ich wünsche allen schöne Erinnerungen, an Begegnungen und an Ereignisse.


Mittwoch, 23. Oktober 2013



Lektüre

 

Zwischendurch MUSS ich Bücher lesen. Dies weil ich als freie Mitarbeiterin für das Oltner Tagblatt schreibe und für eine Gratiszeitschrift. Ich bezeichne dies salopp auch als "Schlampen- oder Nuttenjournalismus". So kam es, dass ich in den letzten Wochen ein Werk lesen musste, dass ich als das schlechteste Buch bezeichnen möchte, nein muss, das ich je gelesen habe. Auf jeder zweiten Seite wird "geschnieft" oder geschmunzelt". Der Fall wird in zwei Wochen gelöst, davon liegt der Ermittler drei Nächte im Spital und eine Nacht lang liegt er gefesselt in einem Keller. Manchmal denke ich, dass die Erfindung der Eigenverlage nicht unbedingt zum Guten ist. Nun ja.
 
Nun noch eine Mitteilung in eigener Sache: Nächste Woche habe ich Urlaub. Aber keine Bange: auch im Urlaub gibt es so etwas wie Alltag, d.h. starten der Kaffeemaschine, der regelmässige Gang zur Toilette, das Öffnen der Dosen für meine Fellträgerin etc. Ich werde also auch in dieser Zeit meinen Senf zum Weltgeschehen geben, das zum Glück keine St. Galler Bratwurst ist, zu der man bekanntlicherweise keinen Senf nimmt.


Dienstag, 22. Oktober 2013

Dies gelesen:
"Neue Filialen der irischen Modekette Primark lösen Kaufrausch-Hysterie aus. Grund: Primark ist so billig, dass es sich fast nicht lohnt, die Kleider nach Gebrauch zu waschen."
Quelle: 20 Minuten

Und das gedacht:
Es ist zu hoffen, dass die Menschheit eine Schublade mit Planeten Erde zum Wechseln hat, so wie der grosse Teil der Erdbevölkerung eine Schublade mit Unterwäsche zum Wechseln hat. Sonst sehe ich schwarz.

Montag, 21. Oktober 2013



Mäusetante auf Mäusejagd



Wenn mein Bekannter mit seiner Tochter in den Urlaub fährt, übernehme ich gerne die Fütterung seiner Raubtiere, die da sind: 3 süsse Wüstenspringmäuse. Das gibt nicht viel zu tun, Käfig oben öffnen, Knabberzeug und Heu rein, von Zeit zu Zeit das Wasser wechseln. Die putzigen Tierchen fressen mir sogar aus der Hand. Dann Käfig zu. Nun am Samstag, kurz gegen neun Uhr abends war ich im Begriff nach Hause zu gehen. Da fällt mir ein, dass ich noch das Wasser wechseln könnte. Gedacht, getan, der Käfig stand in dieser kurzen Zeit (1 Minute) offen. Ich stelle das Schälchen mit dem Wasser rein, schliesse den Käfig und gehe frohen Mutes auf fast direktem Weg nach Hause. Warum nicht auf direktem Weg, wird sich die geneigte Leserschaft fragen. Nun ja, ich feierte noch kurz den Sieg der Powermäuse. Sonntagmorgen gehe ich noch mal zu meinen Pflegekindern. Und tatsächlich, das hellbraune Mäuschen zeigt sich nicht. Am Nachmittag regt sich mein schlechtes Gewissen und ich informiere den Mäusevater über den Verlust. Dieser nimmt mich zuerst nicht ernst, meint ich mache einen Scherz. Nun wird mein Gewissen noch schlechter und drückt mich nieder, dass ich nicht mehr grösser als ein Mäuschen bin. Anstatt an eine Lesung zu gehen, um das Wochenende friedlich ausklingen zu lassen, eile ich zurück an die Stätte meines Verbrechens. Und siehe da: mitten im Wohnzimmer sitzt der Kleine. Was sich in der nächsten Viertelstunde abgespielt hat, lässt sich kaum beschreiben. Zuerst nähert sich das Tierchen, frisst mir aus der Hand, aber um keinen Preis hüpft das Ding in die bereit gehaltene Dose. Schliesslich verschwindet das Ding in der Küche. Gut, diese ist übersehbar, lässt sich schliessen. Aber wer nun glaubt, meine Nerven seien damit zur Ruhe gekommen, der täuscht sich gewaltig. Mäuschen verschwindet in der Geschirrspülmaschine. Sadistische Gemüter hätten diese nun laufen lassen. Ich als friedliebende Person spüre nur wie mein Puls steigt, kalte Schweissausbrüche das ganze Programm. Nun, das Tierchen muss langsam Hunger bekommen haben. Denn nun geht es ganz schnell. Ich nehme eine leere Tupperwaredose, lege ein bisschen Knabberzeug hinein, hellbraunes Mäuschen hüpft hinein, Deckel drauf und ab mit ihm zurück in die gute Stube. Wobei noch das Hindernis des geschlossenen Käfigs zu bewältigen war. Wie ich das geschafft habe, weiss ich nicht mehr so genau. Ich weiss nur eines: das nächste Mal, wenn es denn ein nächstes Mal gibt, werde ich den Käfig bei einem Wasserwechsel mit einem riesigen Schloss absichern.

Was die Illustration soll? Einen Moment lang überlegte ich mir, Hilfe beizuziehen. Madame hätte sich vermutlich geehrt gefühlt. Was der Mäusevater davon gehalten hätte, sei dahingestellt.

Sonntag, 20. Oktober 2013


In meinem Pendlerleben geniesse ich die pendlerfreien Tage. Neben den Ferientagen sind das natürlich die Wochenenden. Ausschlafen am Morgen, ausgiebig Zmörgele, mit der Katze auf dem Sofa rumfläzen und Lesen, Lesen, Lesen. Die Menschen, die mich kennen, wissen, dass ich nie, aber wirklich NIE ohne Buch unterwegs bin. Ein Mensch, so habe ich mal gehört, kann wenige Minuten ohne zu atmen, drei Tage ohne zu trinken und dreissig Tage ohne Nahrung auskommen. Wie manche Tage ich leben könnte ohne zu lesen, ich will es nicht wissen. Tipp an die NSA: Hier habt ihr die ideale Methode, um mich zu foltern. Nehmt mir die Bücher weg und ich verrate alles, sogar meine Katze.
Während ich dies schreibe, sitzt meine Katze neben mir und schaut mich schon ganz komisch an. Ob sie wohl auch die Lizenz zum Lesen hat?
Nun mag sich der geneigte Leser und die geneigte Leserin fragen: Was ist die Moral von der Geschichte? Es versteht sich meiner Meinung nach von selbst, dass ich auch im Zug lese. Deshalb werde ich mehr oder weniger regelmässigen Abständen Bücher vorstellen, die mir gefallen. Teilweise haben diese mehr oder weniger direkt mit Zügen und Zugfahren zu tun. Wer kennt die berühmte Kurzgeschichte „Der Tunnel“ von Friedrich Dürrenmatt nicht.
Dazu fällt mir etwas ein, dass vor wenigen Wochen im Zug von Luzern nach Olten passierte. Ich fahre jeden Abend mit dem Zug nach Hause, der um 17.54 abfährt. Und jeden oder fast jeden Abend setze ich mich ins Spiswägeli und geniesse ein Feierabendbier. An einem Donnerstag setzt sich eine Frau zu mir. „Sie sind wenigstens nicht eine dieser Fon-Autisten!“ meint sie zu mir. Ich schaue sie fragend an. „Ja, Sie lesen, letztens ein Buch über die FIFA.“ Seither ist sie Tradition, die gemeinsame Heimfahrt im Spiswägeli im Zug, der Luzern um 17.54 verlässt. Andrea hat die nächsten zwei Wochen Ferien, ich werde die gemeinsamen Gespräche über Literatur und über Gott und die Welt vermissen.

Freitag, 18. Oktober 2013


Manchmal, wenn ich wieder auf einem Bahnhof auf den verspäteten Zug warte, das Wartehäuschen wegen einer defekten Türe nicht betreten werden kann und ich mir dabei "dr Ranze" abfriere, wünschte ich mir, ich wäre meine Katze. Das ahnungslose Wesen weiss nicht was ÖV ist, hat noch nie einen Zug verpasst, musste noch nie an den Bahnhof rennen, geniesst einfach ihr Leben als meine Katze. Sie weiss, die Dosenöffnerin öffnet regelmässig Dosen und Beutel. Aber wenn ich meine Katze wäre, gäbe es diesen Blog nicht. Irgendwie schade.



Wenn jemand wie ich, jeden Tag Zug fährt, der kriegt so einiges mit. Und wenn man wie ich, eigentlich jeden Tag mit dem gleichen Zug fährt, hat man auch so seine "Stammkunden", wie ich sie nenne. Mensch ist ja ein Gewohnheitstier, fährt jeden Tag im vordersten Zweitklasswagen und hier kommen die "Stammkunden" ins Spiel. Zum Beispiel der junge Mann mit Basler Dialekt, der in Zofingen aussteigt und jeden Morgen das aktuelle Sportgeschehen kommentiert. Oder meint, es kommentieren zu müssen. Nach dem jämmerlichen Unentschieden der Schweizer Fussballnati gegen Island, meinte er "Dr Hitzfäld chasch gar ned bruche, useschtelle, aber sofort." Heute morgen: "Dr Hitzfäld esch dr bescht Trainer, wo d'Schwiz je gha het, der absolut bescht." Ich bereite mich auf diese Kommentare natürlich vor. Jeden Morgen nach dem Aufstehen schalte ich den Fernseher ein, schaue auf Teletext was sportlich passiert ist. Anschliessend wette ich mit mir selber, welche Themen kommentiert werden. Ich darf ganz unbescheiden sagen, dass ich eine hohe Trefferquote haben.