Ich bezeichne mich als diplomierte Kampfpendlerin weil ich seit über zehn Jahren mit ÖV zur Arbeit fahre. Als solche erlebe ich vieles, lustiges und trauriges, sinnvolles und sinnloses. Und das möchte ich teilen, mit Freunden und Fremden, mit grossen und kleinen Menschen, mit Leuten aus der Nähe und Leuten aus der Ferne. Frohes Lesen

Freitag, 31. Januar 2014

Kommunikation

Ich will nicht wissen, wer gerade mit Sändle Schluss gemacht hat. Und ich will nicht wissen, was XYs Chef zu XY gesagt, weil XY diese Woche zum dritten Mal verpennt hat. Und noch weniger will ich wissen, was die Sekretärin "jetzt verdammt noch mal sofort erledigen" soll. Und schon gar nicht will ich wissen, dass die Blondine mir gegenüber einen Scheidenpilz hat. Und dass deren Freund darob nicht begeistert ist, kann ich mir vorstellen. Will es aber nicht wissen. Und es interessiert mich einen Sch....dreck, was es bei der älteren Dame gestern zum Abendessen gab. Ebenso wenig interessiert es mich, warum der junge Herr im Abteil hinter mir jemanden mit "Schlampe" tituliert.
Und es gibt noch viele, ganz viele Dinge, die ich nicht wissen will. Aber ich weiss sie, weil Handys eine Plage sein können. Schlimmer als Pest und Cholera. Ich stopfe mir in Zukunft am Besten Stöpsel in die Ohren. Meine Handykommunikation im Zug beschränkt sich auf SMSen mit dem kryptischen Inhalt: E? oder E!

Donnerstag, 30. Januar 2014

Kupplungstechnisch geschrieben




Partnervermittlungsbüros boomen. Zu jeder Tag- und Nachtzeit werden wir mit Werbung berieselt. Partnervermittlung „ABCt“ erzählt uns, dass sie jeden Tag Kunden verliert und zwar paarweise. Das Vermittlungsbüro „DRSX“ schickt ein Herz auf die Reise. Wobei ich bei dieser Werbung eher den Eindruck habe, es würden Hunde verkuppelt. Was hat das mit Pendeln zu tun, wird sich die geneigte Leserschaft fragen. Nun, bekanntlicherweise habe ich ja einen Nebenjob als Dosenöffnerin und Kaffeerahmservierdüse. Wobei ich diese Jobs gratis ausübe und bei längerer Abwesenheit sogar durch Nichtbeachten gestraft werde. Nichtsdestotrotz liebe ich meine Katze. Aber zurück zum Thema. Gestern fuhr ich einmal mehr mit dem 17.54 Uhr-Zug nach Olten, und wie gehabt im Spiswägeli. Und dort traf ich eine alte Bekannte, die mir vor Jahren meine Katze Mephista vermittelt hat.

Nun frage ich mich, würde auch ein Katzenvermittlungsbüro funktionieren? Im gleichen Atemzug muss ich diese Frage vehement verneinen. Und zwar aus folgendem Grund: Wie aus dem Foto zu ersehen ist, ist meine Katze schwarzweiss, hört aber auf den Namen Mephista. Natürlich nicht immer, sondern nur dann, wenn es Madame gerade passt. Ein offensichtlicher Widerspruch, was den Namen betrifft.
Wie konnte es dazu kommen? Nun, das hat sich wie folgt zugetragen. Bei dem Vermittlungsgespräch auf dem Bauernhof meiner Bekannten fiel mein Blick auf ein schwarzes Katerchen. Da ich noch einige Wochen warten musste, bis der Fellträger bei mir Einzug halten würde, bat ich die Bauersleute, das kleine Teufelchen „Mephisto“ zu rufen. Die Tage zogen ins Land und es kam der Tag, in dem mein Mietbewohner bei mir einziehen sollte. Nur: als ich „Mephisto“ rief, kam nicht ein schwarzes Katerchen geschlichen. Nein, ein schwarzweisses Weibchen kam angeprescht, sprang auf meinen Schoss und rieb sein Köpfchen an meinem Kinn. Es stellte sich heraus, dass der Bauer das schwarze Teufelchen behalten wollte und der Meinung war „D’Frou Staduma nüt de scho das Wibli, wo niemmer het wöue.“ Damit hat er nur zum Teil Recht, denn Mephista hat sich für mich entschieden. Ich bereue diese Entscheidung bis heute nicht, und bin überzeugt, dass auch die nicht mehr so kleine Teufelin ihre Entscheidung nicht bereut. Immerhin gehen wir seit über sechszehn Jahren gemeinsam durch dick und dünn. Also nichts mit Computerfragebogen und –auswertungen.
Das Bild ist an einem Tag entstanden, an dem Mephista ihre Entscheidung vermutlich zumindest es bitzeli in Frage gestellt hat. Der alljährliche Tierarzttermin stand an, etwas, dass das Tierchen gar nicht mag.

Dienstag, 28. Januar 2014

Veränderungen zum Zweiten


Leider ist dieser 180er nur ein Fake. Entstanden ist er vor bald fünf Jahren in einer Lokalität, die ich zwar noch betreten darf, in der ich aber nicht mehr bedient werde. Man muss nicht alles verstehen, ist wohl auch besser so.
Gestern hatte ich mein erstes Training mit der neuen Mannschaft. Und die Chemie stimmt, ich werde zwar das "du blödi Chueh" von meinem ehemaligen Mannschaftskollegen vermissen. Aber ich habe nicht schlecht gespielt und mich prächtig amüsiert. Zwischendurch habe ich sogar das Bulls Eye getroffen, für das es in der Dartszene einen schönen Ausdruck gibt. In meinem neuen Team hat es Leute, die das Dschungelcamp jeden Abend schauen. Jetzt bin ich wenigstens auf dem Laufenden über Larissa, Gäbi und Glatzeder. Und Kakerlaken und so ein Zeugs.
Noch kurz zum Sportexperten: Natürlich hat er gestern ausgiebig den Triumph von Stan the man kommentiert. Aber genervt hat sich niemand, es waren alle einig mit ihm: Stantastic Wowrinka.




Freitag, 24. Januar 2014

Seitenaufrufe aus Amerika

Bis jetzt (16.00 Uhr)  habe ich heute Freitag 12 Seitenaufrufe aus den USA. Hallo: weder habe ich im Sinn ein Attentat zu verüben noch euren Präsidenten anzubaggern. Auch habe ich keine Absicht, weisses Pulver zu versenden, noch die amerikanische Eishockeymannschaft mit meiner Engadiner Schokoladentorte zu vergiften. Also, husch husch zurück ins Körbchen und Angelas Handy abhören. Aber echli rassig, gället Buebe

Gebäck und Gepäck, Morgentoilette und Feierabendbier

Das Leben einer Pendlerin ist nicht immer einfach. Vor allem, wenn man in der Stosszeit unterwegs ist. Es mir im Prinzip egal, was die Leute tun. Sollen sie doch im Zug frühstücken und sich schminken. Frühstücken ist okay, aber nicht das Weggli oder das Gipfeli derart mampfen, dass mindestens die Hälfte durch die Luft fliegt. Teil Lüt frässe wie d'Söi. Sorry, das ist so. Womit das Gebäck abgefertigt wäre.
Nun zum Gepäck und zur Morgentoilette. Dazu muss voraus geschickt werden, dass es in Olten jeweils noch etliche freie Plätze hat, in Zofingen hat es immer noch genug freie Plätze, ab Sursee müssen einige Leute stehen. Und damit endlich zur Sache: Heute morgen steigt in Zofingen eine junge Dame ein, setzt sich mir gegenüber, stellt ihre Riesenhandtasche auf den Sitz neben sich und beginnt zu kramen: Puder, Lidschatten, Mascara, Lippenstift, was das Zeug herhält. Stört mich nicht. Sie nimmt sich Zeit, will schliesslich an der Arbeitsstelle was hergeben, kann ich alles verstehen. Nun fährt der Zug in Sursee ein, Leute steigen ein. Alte und junge Menschen, Frauen und Männer, elegant oder wenig elegant gekleidete Passagiere. Nun erfrecht sich ein junger Mann die Dame mir gegenüber zu fragen, ob der Platz frei sei. "Gseit er ned, dass ich mich schminke?" Ich muss mir ums verrecke ein Diktiergerät kaufen, so kann ich ein nächstes Mal Beweismaterial liefern. Die Dame konnte sich nach einem bewundernswerten Blick des jungen Mannes doch noch überwinden, die Tasche auf den Boden zu stellen. Womit Gepäck und Morgentoilette abgefertigt wären.
Das Feierabendbier fertige ich heute Abend im Galicia in Olten ab.


Neu entdeckt

 

Vor wenigen Wochen war ich mit zwei Freunden im Kino Lichtspiel in Olten (höchst empfehlenswertes Kino übrigens). Film über Friedrich Glauser, sehr atmosphärisch, wirklich gut gemacht. Und so kommt es, dass ich die Bücher von Glauser wieder entdeckt habe. Im Moment lese ich "Matto regiert". Und mit grosser Wahrscheinlichkeit gehe ich nächstens in die Stadtbibliothek um mir einen Film mit dem Studer (natürlich Heinrich Gretler) auszuleihen. Es lohnt sich, sich Zeit zu nehmen für dieses Buch, wie es sich überhaupt lohnt, sich Zeit zu nehmen für Bücher. Wenn ich für das Oltner Tagblatt ein Buch besprechen muss, bin ich oft gezwungen, dieses quer zu lesen. Dabei verpasst man aber viel, von der Sprache, von den Wörtern, dem Sprachfluss und der -melodie. Auch wenn die Stadtbibliothek Olten im Moment keine Neuanschaffungen tätigen kann, ich finde noch viele alte Schmöcker, die neu entdeckt werden wollen. 



Veränderungen

 

Vor bald zwei Wochen fand in Olten der Ligafinal der Dartszene statt. Es war schön, alte Freunde zu treffen, zu tratschen und abzuhängen. Wir Darter sind wie eine grosse Familie, so wird denn bei einem Bier (oder auch zweien) diskutiert und kommentiert. Am 10. August werden es fünf Jahre her sein, dass ich zum ersten Mal bewusst Pfeile geworfen habe, weil ich mich mit einer Mannschaft für die Meisterschaft angemeldet hatte. Ein halbes Jahr später war meine Mannschaft schon bald Geschichte. Damit hätte das Kapitel Dart abgeschlossen sein können, aber gnädigerweise hat mich eine andere Mannschaft adoptiert. Gut, diese Szene und die verwendete Sprache ist gewöhnungsbedürftig. Schaffe ich es zum Beispiel einen Kollegen richtig "abezloh", nennt der mich schon mal "du blödi Chueh". Er meint das aber als Kompliment und ich verstehe das auch so. Als Frau darf man sowieso nicht zimperlich sein, weil nach wie vor eine Männermehrheit herrscht. Aber nun zu den Veränderungen:
Verändert hat sich zum Beispiel die Tennisszene Schweiz. Am Sonntag spielt Stan the Man im Final, vor einem Jahr hätte man sich noch die Augen gerieben. Verändert hat sich auch der Sportexperte, der jeden Morgen im Zug fährt. Immer öfter muss er Kritik einstecken, dies von seinem Kollegen, dem der "Chnopf ufgange esch" in den letzten Wochen.
Verändert habe aber auch ich mich. Während vier Jahren spielte ich in der ersten Mannschaft meines Dartvereins. Infolge personeller Probleme wurde ich am Montag vor die Wahl gestellt. Wechsel zur zweiten Mannschaft oder unser Verein hätte ein echtes Problem gehabt. Leicht ist mir die Entscheidung nicht gefallen, habe ich den "Schofsecku" (auch lieb gemeint) H. doch lieb gewonnen. Unsere Frotzeleien werden mir fehlen. Aber ich will Dart spielen und den Plausch haben. Den werde ich auch in der zweiten Mannschaft haben und freue mich darauf. Es ist durchaus möglich, dass wir zwischendurch die erste Mannschaft als Gegner haben werden. Dann muss sich H. ganz warm anziehen. Ich möchte möglichst oft als "blödi Chueh" bezeichnet werden.
Im übrigen habe ich zwischen Weihnachten und Neujahr die Weltmeisterschaften im Fernsehen geschaut. Nicht nur in der Tennisszene Schweiz hat es eine Wachtablösung gegeben, auch im Dart drängen sich junge Spieler nach vorne. Phil Taylor, die Dartlegende, war schon früh weg vom Fenster. Halb so schlimm für ihn, am Board darf er kein Bier trinken und sein Hauptsponsor ist eine Brauerei. Aus diesem Grund nennt er wohl kein Sixpack sein eigen, sondern es Bierfässli.
Auf das: prost, santé, salud