Ich bezeichne mich als diplomierte Kampfpendlerin weil ich seit über zehn Jahren mit ÖV zur Arbeit fahre. Als solche erlebe ich vieles, lustiges und trauriges, sinnvolles und sinnloses. Und das möchte ich teilen, mit Freunden und Fremden, mit grossen und kleinen Menschen, mit Leuten aus der Nähe und Leuten aus der Ferne. Frohes Lesen

Donnerstag, 3. April 2014

Warum nur so pessimistisch?

Leserbrief in eigener Sache:
Liebe Pendlerin, warum nur so pessimistisch? Ich meine den letzten Beitrag. Schauen Sie doch einmal zum Bürofenster raus: Bäume, die immer grüner werden, bald wieder Sixpacks auf dem Rotsee am Trainieren, gute Freunde, die gute Laune verbreiten. In der Mittagpause im virtuellen Jass die Gegner abserviert.

Liebe Leserbriefschreiberin
Sie haben recht. Dazu kommt heute wieder einmal ein Feierabendbierchen. Gute Lektüre aus dem Giftschrank, schön farbig eingefasst, wie früher die Schulhefte. Und das Wochenende steht vor der Tür. War halt ein bisschen Dampf ablassen. Muss sein von Zeit zu Zeit. Es ist aber auch so, dass im Moment nicht viel passiert. Im Zug  zwischen Olten und Luzern werden keine Schlangen entdeckt, Stellwerkstörungen sind auch selten geworden. Das einzige, das sich zu erwähnen lohnt, ist ein weiterer Stammkunde, der auch immer im vordersten Zweitklassewagen fährt. Vermutlich hat er sehr wenig Zeit um auf den Bus zu eilen. "Gring ache u seckle" würde Anita Weyermann dazu sagen. Auf jeden Fall begibt sich der gute Mann kurz vor Einfahrt in den Bahnhof Luzern nach vorne, zum vordersten Ausstieg im Erstklassewagen (wäre nicht erlaubt, selbst für die wenigen Minuten oder Sekunden nicht, hat der Kondukteur mal gesagt. Aber die lassen das durch). Anyway, gestern steht der gute Mann wieder auf, will sich nach vorne begeben, da fängt doch ein anderer Passagier zu zetern an, aber so öppis vo usrüefe habe ich schon lange nicht mehr. "Mir müesse ou alli usschtige, verdammts vüredrängle." Schön, hat der gute Mann keine anderen Probleme. Der Drängler schaut übrigens auf seinem Smartphone witzige Videos, mit Kopfhörer und lacht sich zwischendurch fasch e Schranz. Das würde ich nie tun. Es ist mir nur einmal passiert, dass ich in Zürich nach einer Lesung von Pedro Lenz ein Buch, das ich eben gekauft hatte, im Zug nach Olten zu lesen begann. Lachanfälle meinerseits sorgten bei den anderen Passagieren für Kopfschütteln. Ich wollte das Risiko nicht eingehen, in Olten in eine Jacke gepackt zu werden, bei denen die Ärmel hinten zugeknöpft werden. Jack Nicholson und das Kuckucksnest lassen grüssen. Also habe ich das Buch in die Tasche gesteckt, gelangweilt und todernst aus dem Fenster geschaut. So bin ich sicher nach Hause gekommen. Sonst gäbe es den Blog nicht, was zumindest für mich schade wäre. Für ein paar von Euch hoffentlich auch. Hend ihr öppis gmerkt: Fishing for compliments!

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