Ich bezeichne mich als diplomierte Kampfpendlerin weil ich seit über zehn Jahren mit ÖV zur Arbeit fahre. Als solche erlebe ich vieles, lustiges und trauriges, sinnvolles und sinnloses. Und das möchte ich teilen, mit Freunden und Fremden, mit grossen und kleinen Menschen, mit Leuten aus der Nähe und Leuten aus der Ferne. Frohes Lesen

Freitag, 4. April 2014

Nagetiere

Ich habe ja in einem früheren Blog schon mal geschrieben, dass ich von Zeit zu Zeit Maus- und Chinchillasitting mache.
Vor mehreren Jahren durfte oder musste ich bei einem Bekannten auch Hasen füttern. Tagsdurch hoppelten die Tierchen fröhlich durch den Garten, aber am Abend musste ich dafür besorgt sein, dass sie in ihrem Hüttchen übernachteten. Eines Tages war ich relativ spät dran. Einer der Hasen war bereits versorgt, aber der andere wollte "ums Verrecke" nicht in seine Unterkunft. Die werte Leserschaft wird nun denken, nichts einfacher als das. Mit einem Rüebli lässt sich das Vieh schon locken. Träumt weiter. Guter Rat ist teuer, ich bin saumüde, nur wenige Meter weiter wartet mein Bett auf mich. Nun wird es filmreif: ich lege mich auf den Bauch in den Dreck, halte in der einen Hand ein knackiges Rüebli und warte. Das Miststück ist aber nicht dumm, hüpft heran, knabbert und wusch ist es wieder weg. Mindestens zehn Minuten lag ich da bis ich ihn packen konnte und in sein Schlafgemach verfrachten konnte. Nun gut, es war ja dunkel, es wird mich keiner gesehen haben, so mein letzter Gedanke bevor ich mich in Morpheus Arme begab.
Am anderen Tag treffe ich einen Bekannten, von dessen Küchenfenster man die beste Sicht auf die Innengärten hat, in denen sich das Drama abspielte. "Du, ich gloub ich bi geschter bsoffe gsih, cha doch ned si, dass öpper am Obe am haubi Öufi büchlings im Dräck lit.". Meine Antwort: "Ned so vöu sufe, nöd sou vöu sufe."
Über die Mäusejagd habe ich ja früher schon mal geschrieben. Und die Chinchillas hatten auch schon Freigang, darüber ein anderes Mal.

Donnerstag, 3. April 2014

Warum nur so pessimistisch?

Leserbrief in eigener Sache:
Liebe Pendlerin, warum nur so pessimistisch? Ich meine den letzten Beitrag. Schauen Sie doch einmal zum Bürofenster raus: Bäume, die immer grüner werden, bald wieder Sixpacks auf dem Rotsee am Trainieren, gute Freunde, die gute Laune verbreiten. In der Mittagpause im virtuellen Jass die Gegner abserviert.

Liebe Leserbriefschreiberin
Sie haben recht. Dazu kommt heute wieder einmal ein Feierabendbierchen. Gute Lektüre aus dem Giftschrank, schön farbig eingefasst, wie früher die Schulhefte. Und das Wochenende steht vor der Tür. War halt ein bisschen Dampf ablassen. Muss sein von Zeit zu Zeit. Es ist aber auch so, dass im Moment nicht viel passiert. Im Zug  zwischen Olten und Luzern werden keine Schlangen entdeckt, Stellwerkstörungen sind auch selten geworden. Das einzige, das sich zu erwähnen lohnt, ist ein weiterer Stammkunde, der auch immer im vordersten Zweitklassewagen fährt. Vermutlich hat er sehr wenig Zeit um auf den Bus zu eilen. "Gring ache u seckle" würde Anita Weyermann dazu sagen. Auf jeden Fall begibt sich der gute Mann kurz vor Einfahrt in den Bahnhof Luzern nach vorne, zum vordersten Ausstieg im Erstklassewagen (wäre nicht erlaubt, selbst für die wenigen Minuten oder Sekunden nicht, hat der Kondukteur mal gesagt. Aber die lassen das durch). Anyway, gestern steht der gute Mann wieder auf, will sich nach vorne begeben, da fängt doch ein anderer Passagier zu zetern an, aber so öppis vo usrüefe habe ich schon lange nicht mehr. "Mir müesse ou alli usschtige, verdammts vüredrängle." Schön, hat der gute Mann keine anderen Probleme. Der Drängler schaut übrigens auf seinem Smartphone witzige Videos, mit Kopfhörer und lacht sich zwischendurch fasch e Schranz. Das würde ich nie tun. Es ist mir nur einmal passiert, dass ich in Zürich nach einer Lesung von Pedro Lenz ein Buch, das ich eben gekauft hatte, im Zug nach Olten zu lesen begann. Lachanfälle meinerseits sorgten bei den anderen Passagieren für Kopfschütteln. Ich wollte das Risiko nicht eingehen, in Olten in eine Jacke gepackt zu werden, bei denen die Ärmel hinten zugeknöpft werden. Jack Nicholson und das Kuckucksnest lassen grüssen. Also habe ich das Buch in die Tasche gesteckt, gelangweilt und todernst aus dem Fenster geschaut. So bin ich sicher nach Hause gekommen. Sonst gäbe es den Blog nicht, was zumindest für mich schade wäre. Für ein paar von Euch hoffentlich auch. Hend ihr öppis gmerkt: Fishing for compliments!

Vom Frust und der Lust Pendlerin zu sein

05.30 Uhr: unbarmherzig schellt der Wecker. Snoozerfunktion ein, aber spätestens 9 (neun) Minuten schellt das Mistding wieder. Da kann man noch so schön geträumt haben vom Traumurlaub mit dem Traummann im Traumhotel mit dem Traumstrand. Der Wecker schellt und der Albtraum beginnt. Ja, ich erlebe derzeit so etwas wie einen Albtraum und da ist nicht viel mit Pendlerlust, auch nicht mit Pendlerinlust. Das ist eher ein Frust, ein F...... Riesiger Unguter Sch.... Treck(er) fahren würde mir mehr Lust bereiten. Deshalb schreibe ich derzeit nicht gerade so viel wie ich gerne möchte.
Aber noch kurz zu einem meiner Stammkunden, dem Fussballexperten. Erzählt der doch heute Morgen im Zug, dass die UEFA dem FC Basel die entgangenen Einnahmen für das heutige Geisterspiel bezahlen müsse. Nobel, nobel.

Donnerstag, 20. März 2014

Von blauäugigen Schwarzfahrern

Wer kennt das nicht. Man sitzt schon seit einigen Minuten im Zug, bestaunt die Landschaft, liest ein Buch oder beschäftigt sich sonst irgendwie. Dann die Stimme: "Aui Billet vorwiese". Nun gibt es hier zwei Typen von Passagieren. Die einen beginnen zu "nusche", dies sind vornehmlich Frauen mit riesigen Handtaschen oder Rücksäcken oder gar mehreren Gepäckstücken. Dann gibt es diejenigen, die das Ticket seit Zugabfahrt zur Hand haben und es subito vorweisen können. Ich, und die geneigte Leserschaft, wird mir zustimmen, gehöre keiner Kategorie an. Ein Griff in den Rucksack oder die Tasche, et voilà. Und dann gibt es noch solche, die kein Ticket haben. Vergessen oder mit Absicht?
Auf jeden Fall, gestern Abend im Zug von Luzern nach Olten, mit Zwischenhalt in Sursee und Zofingen, sitzt ein jüngerer Mann, der in Sursee zugestiegen ist. Der freundliche Uniformierte erkundigt sich nach dem Ticket. "Ich arbeite bei der SBB, habe aber die Ausweise zu Hause vergessen." Vorgetragen in der Hoffnung, dass sein Kollege ihn laufen lässt. Kannst du vergessen, die Personalien werden notiert, das ganze Programm. Aber jetzt kommt das Beste: Der junge Mann wird abgemahnt, von wegen er arbeite bei der SBB und müsse Vorbild sein und er hätte proaktiv auf den Kontrolleur zugehen müssen, und diese Busse müsse nun bezahlt werden, von wegen Sonderbehandlung und so weiter. Dabei hatte ich nicht das Gefühl, dass der Beamte das demonstrativ machte.

Nun muss ich gestehen, dass ich vor gut einem Jahr des öftern schwarz gefahren bin. Dies aber unabsichtlich und  mit einem Happy End. Ich arbeitete damals temporär in Bern, "inetöggele" ohne Ende. Wenn ich den Bus nahm, fuhr ich bis Bremgarten Friedhof. Nun gibt es die roten Busse und die gelben Postautos. Am Morgen fuhr ich meistens mit dem roten Bus der Bernischen Verkehrsbetriebe. Am Abend stand manchmal ein Postauto wie bestellt für mich da. Also stieg ich in das gelbe Fahrzeug. An einem kalten Dezemberabend fuhr ich mit dem roten Bus zurück. Dann die Durchsage: "Ticketkontrolle bei der nächsten Station". Okay, kein Problem für mich, ich steige aus, weise mein Monatsabo "Olten - Bern, Bremgarten Friedhof" dem Kontrolleur vor. "Das ist nicht gültig in den BVB-Bussen, nur für das Postauto." Ich schaue den Mann perplex an, fange an zu rechnen, was das kostet. "Ächt? Ich bi öppedie mit em rote Bus gfahre. Was chostet das jetz?" "Jä, wie mängisch de?" "Weiss ou nümme, hüfig." Mir wird bang und bänger. "Jo, das wüsse vöu Lüt ned. Lömmer's guet si." Ich arbeitete noch bis Mai für das Inselspital. Und weil die Postautos am Morgen blöd zu erreichen waren, ging ich ab dem Tag fast täglich zu Fuss an die Güterstrasse und zurück. Wobei vor allem der Rückweg nur einfach gut tat, weil über acht Stunden in den Bildschirm starren und Bestellungen "inetöggele" da tut frische Luft mehr als nur gut.

Mittwoch, 19. März 2014

Einem Stammkunden gewidmet

Ich habe schon des öftern über den Sportexperten aus dem Baselbiet berichtet. Nun habe ich einen neuen Stammkunden zu vermelden. Er steigt in Zofingen ein und das tägliche Ritual beginnt. Er nimmt das Notebook aus der Tasche, legt es auf den Sitz. Die Tasche wandert unter den Stuhl. Dann schneuzt er sich die Nase, zerknüllt das Tuch und versorgt es mit spitzen Fingern im Abfallkorb. Der Mantel wird auf die Gepäckanlage gelegt. Notebook starten, in der Zwischenzeit liest er die Zeitung. Dann beginnt er Mails zu lesen und zu beantworten. Und, lieber S.Z., es tut mir leid. Ich kann es mir manchmal nicht verkneifen, Ihre Korrespondenz mitzulesen. Wie magisch angezogen bin ich von Ihren Reservationen für die Metzgete im nächsten Januar (!!) oder von Ihren Kommentaren zu einer Analyse Ihres Kollegen. Ich verrate hier nicht, für welches schweizerische Grossunternehmen Sie arbeiten. Aber weiter mit den Ritualen: bis kurz vor Luzern wird reserviert und kommentiert, es wird geschrieben wie getrieben. Keine Minute Rast, keine Zeit um die Sonne über dem Sempachersee zu bestaunen. Kurz vor Luzern wird das Notebook versorgt und eine Scheibe Brot aus einem Plastikbeutel genommen, während des Aussteigens wird diese ganz schnell verdrückt. Der Mann tut mir leid, denn ich bin überzeugt, dass am Abend ein ähnliches Ritual stattfindet.
Ich nehme mir am Morgen Zeit, ein Buch zu lesen, die Nebelschwaden bei Willisau zu bestaunen oder einfach, mit Sonnenbrille bewaffnet, den Anblick des Sempachersees zu geniessen. Und am Abend, ja am Abend, nehme ich mir Zeit für:


ok.-

(Kiosk AG, 4.9%)

 
Für einen Pendler geht nichts, aber auch gar nichts über ein kühles Fürobebierli. Am Besten geniesst sich dieses natürlich im Spiswägeli. Die geübte Kampfpendlerin weiss auch ganz genau, wo sie aneschtoh muess. Im Bahnhof Luzern, Gleis 7, Abfahrt des Zuges ist genau auf der Höhe des Warthüslis. Was macht Kampfpendlerin aber, wenn Kohle knapp, die Dose Eichhof kostet schliesslich sächs Schtutz im Spiswägeli. Nun denn, für was gibt es Kioske, wenn nicht zum gänggerle und tünterle? Also, aschtoh in der Schlange, eine Dose Kioskbier in der Hand. Zwöi Franke füfzg sind genau abgezählt. Noch rasch den Brief, den man vom Aute in die Hand gedrückt bekommen hat, i Briefchaste eingeworfen. Und schon fährt der Zug ein, alle loh usschtige, einen Platz am Fenster erobert und noch rasch eine Geschichte für BRUDW i Compi ghacket. Und dann, ein erster Schluck, chüeu ond frisch rünnets d’Schpisröhre abe. Proscht.


Das sollte dieser S.Z. auch mal tun. Der Text stammt übrigens aus einem Projekt, dem BRUDW-Projekt. Bier Rund Um Die Welt-Projekt. Ich bin in Zofingen im Ox auf die Idee gekommen. Dort kann man Biere aus aller Herren Damenländer geniessen. Das Projekt wird so schnell nicht abgeschlossen sein, zu jedem Bier das ich trinke, schreibe ich eine Geschichte. Ein südafrikanisches Bier hat mich dazu gebracht, einen Text über einen Zoowärter zu schreiben, der Pinguine aus Südafrika betreut und kurz vor der Pensionierung steht. In dem Sinn: Prost

Freitag, 14. Februar 2014

Önologie oder Von Perversen und Primitiven

Was man im Zug nicht alles zu hören bekommt:
Gestern Abend, 13. Februar, ca. 17.50 Uhr: Ins Abteil neben mir setzen sich zwei junge Leute. Mann und Frau, die sich wohl seit längerem kennen und sich zufällig getroffen haben. Sie schwatzen über dies und jenes und kommen auch auf den heutigen Valentinstag zu sprechen. Plötzlich grinst er vor sich hin und beginnt von einem Date zu sprechen. "Ich habe meinen Schwarm eingeladen, zu einem guten Abendessen beim Italiener. Nicht einfach Pizza, sondern schon was besseres. Und natürlich wollte ich ihr einen guten Wein spendieren. Nicht den 08-15er Chianti, es sollte schon was Gutes sein. Also sage ich zum Kellner: 'Haben Sie auch Perverso?' Der schaut mich fragend an: 'Perverso?' Und ich: 'Ja, den Perverso. Den sollten Sie also kennen!' Kellner: 'Sie meinen wohl den Primitivo?' Gott, war mir das peinlich, so ööpis vo peinlich."


Von wegen zu hören bekommen. Sotschi und Olympische Spiele, da lässt es sich der Sportexperte aus dem Baselbiet natürlich nicht nehmen, die Ereignisse zu kommentieren. Von peinlichen Curlern ist zu hören, vom "Potschlikow" (sic!) und von Lara Gut, die zwar gut aussehe aber ansonsten dumm wie Brot sei.

Und zum Schluss: vor wenigen Wochen habe ich geschrieben, dass ich den Schriftsteller Friedrich Glauser wieder entdeckt habe. Und wie es der Zufall so will: Die IC-Züge, die zwischen Luzern und Basel verkehren sind ja nach bekannten Schweizern benannt. Gestern fuhr ich im Friedrich Glauser-Zug, ein schöner Zufall.

Freitag, 7. Februar 2014

Speis und Trank





Bekanntlicherweise fahre ich abends meistens im Speisewagen nach Olten und geniesse ein kühles Getränk. Was das Mittagessen betrifft, habe ich verschiedene Möglichkeiten: Erstens gibt es gegenüber meinem Büro die berühmte Bäckerei Macchi, die eine grosse Auswahl an Sandwiches anzubieten hat. Dann gibt es einen italienischen Take Away mit warmen Paninis und drei verschiedenen Menues. Geführt wird dieses Geschäft von einer italienischen Mamma, wie sie im Bilderbuch steht. Und dann gibt es im Erdgeschoss so eine Art Kantine. Nun sollte die geübte Kampfpendlerin das Hirn einschalten, bevor sie die Menuekarte liest. Dann würden die Sirenen aufheulen, wenn dort das Wort "Fleischkrapfen" oder "Wurstweggen" steht. Als ich noch jung und brav war, war ich einmal pro Jahr in einem Skilager. Dort gab es am letzten Tag jeweils Suppe "Revue de la Semaine". Alles, aber wirklich auch alles wurde da reingeschmissen. Hätte ein Lehrer seine dritten Zähne auf dem Teller liegen lassen. Aber lassen wir das, sonst Kopfkino. Auf jeden Fall liegt mir der Fleischkrapfen schwer im Magen und der Mandarinenschaum von Macchi wartet im Kühlschrank darauf, mit nach Olten genommen zu werden. Dann hat sich mein Magen hoffentlich beruhigt. Wobei ich Entwarnung geben muss: Das Essen in der Kantine ist normalerweise sehr gut. Dazu muss auch das sensationelle und rüdig gute Salatbuffet erwähnt werden, das leider meist geplündert ist, wenn ich komme.
Und nun bekenne ich mein Laster: Von Zeit zu Zeit muss es Fast Food sein. Und in Luzern, direkt am Bahnhof hat es einen Burger King, der ist viel besser als Mäc. Ist so, darüber diskutiere ich nicht. Das ist wie Beatles oder Stones.
Und wehmütig denke ich an meine Zeit in Bern, als ich mit Dave, Michi, Egzon, Ardan und wie meine lieben Kollegen so hiessen, an einem Projekt für das Inselspital arbeitete. Auch nach Bern fuhr ich mit dem Zug. Gleich um die Ecke des Arbeitsplatzes hatte es einen winzigen indischen Imbiss. Wenn man den betrat, wurde man olfaktorisch in eine andere Welt versetzt. Am Freitagabend gab der Chef einem von uns Geld in die Hand, für jeden eine Büchse Biert zu erstehen. Eines Tages kaufte ich mir ein Schoggistängeli. Ungeniessbar, das schmeckte nach Curry. Das Bier zum Glück nicht. In dem Sinne wünsche ich allen "E Guete ond Prost (nicht Proust)".

Freitag, 31. Januar 2014

Kommunikation

Ich will nicht wissen, wer gerade mit Sändle Schluss gemacht hat. Und ich will nicht wissen, was XYs Chef zu XY gesagt, weil XY diese Woche zum dritten Mal verpennt hat. Und noch weniger will ich wissen, was die Sekretärin "jetzt verdammt noch mal sofort erledigen" soll. Und schon gar nicht will ich wissen, dass die Blondine mir gegenüber einen Scheidenpilz hat. Und dass deren Freund darob nicht begeistert ist, kann ich mir vorstellen. Will es aber nicht wissen. Und es interessiert mich einen Sch....dreck, was es bei der älteren Dame gestern zum Abendessen gab. Ebenso wenig interessiert es mich, warum der junge Herr im Abteil hinter mir jemanden mit "Schlampe" tituliert.
Und es gibt noch viele, ganz viele Dinge, die ich nicht wissen will. Aber ich weiss sie, weil Handys eine Plage sein können. Schlimmer als Pest und Cholera. Ich stopfe mir in Zukunft am Besten Stöpsel in die Ohren. Meine Handykommunikation im Zug beschränkt sich auf SMSen mit dem kryptischen Inhalt: E? oder E!

Donnerstag, 30. Januar 2014

Kupplungstechnisch geschrieben




Partnervermittlungsbüros boomen. Zu jeder Tag- und Nachtzeit werden wir mit Werbung berieselt. Partnervermittlung „ABCt“ erzählt uns, dass sie jeden Tag Kunden verliert und zwar paarweise. Das Vermittlungsbüro „DRSX“ schickt ein Herz auf die Reise. Wobei ich bei dieser Werbung eher den Eindruck habe, es würden Hunde verkuppelt. Was hat das mit Pendeln zu tun, wird sich die geneigte Leserschaft fragen. Nun, bekanntlicherweise habe ich ja einen Nebenjob als Dosenöffnerin und Kaffeerahmservierdüse. Wobei ich diese Jobs gratis ausübe und bei längerer Abwesenheit sogar durch Nichtbeachten gestraft werde. Nichtsdestotrotz liebe ich meine Katze. Aber zurück zum Thema. Gestern fuhr ich einmal mehr mit dem 17.54 Uhr-Zug nach Olten, und wie gehabt im Spiswägeli. Und dort traf ich eine alte Bekannte, die mir vor Jahren meine Katze Mephista vermittelt hat.

Nun frage ich mich, würde auch ein Katzenvermittlungsbüro funktionieren? Im gleichen Atemzug muss ich diese Frage vehement verneinen. Und zwar aus folgendem Grund: Wie aus dem Foto zu ersehen ist, ist meine Katze schwarzweiss, hört aber auf den Namen Mephista. Natürlich nicht immer, sondern nur dann, wenn es Madame gerade passt. Ein offensichtlicher Widerspruch, was den Namen betrifft.
Wie konnte es dazu kommen? Nun, das hat sich wie folgt zugetragen. Bei dem Vermittlungsgespräch auf dem Bauernhof meiner Bekannten fiel mein Blick auf ein schwarzes Katerchen. Da ich noch einige Wochen warten musste, bis der Fellträger bei mir Einzug halten würde, bat ich die Bauersleute, das kleine Teufelchen „Mephisto“ zu rufen. Die Tage zogen ins Land und es kam der Tag, in dem mein Mietbewohner bei mir einziehen sollte. Nur: als ich „Mephisto“ rief, kam nicht ein schwarzes Katerchen geschlichen. Nein, ein schwarzweisses Weibchen kam angeprescht, sprang auf meinen Schoss und rieb sein Köpfchen an meinem Kinn. Es stellte sich heraus, dass der Bauer das schwarze Teufelchen behalten wollte und der Meinung war „D’Frou Staduma nüt de scho das Wibli, wo niemmer het wöue.“ Damit hat er nur zum Teil Recht, denn Mephista hat sich für mich entschieden. Ich bereue diese Entscheidung bis heute nicht, und bin überzeugt, dass auch die nicht mehr so kleine Teufelin ihre Entscheidung nicht bereut. Immerhin gehen wir seit über sechszehn Jahren gemeinsam durch dick und dünn. Also nichts mit Computerfragebogen und –auswertungen.
Das Bild ist an einem Tag entstanden, an dem Mephista ihre Entscheidung vermutlich zumindest es bitzeli in Frage gestellt hat. Der alljährliche Tierarzttermin stand an, etwas, dass das Tierchen gar nicht mag.

Dienstag, 28. Januar 2014

Veränderungen zum Zweiten


Leider ist dieser 180er nur ein Fake. Entstanden ist er vor bald fünf Jahren in einer Lokalität, die ich zwar noch betreten darf, in der ich aber nicht mehr bedient werde. Man muss nicht alles verstehen, ist wohl auch besser so.
Gestern hatte ich mein erstes Training mit der neuen Mannschaft. Und die Chemie stimmt, ich werde zwar das "du blödi Chueh" von meinem ehemaligen Mannschaftskollegen vermissen. Aber ich habe nicht schlecht gespielt und mich prächtig amüsiert. Zwischendurch habe ich sogar das Bulls Eye getroffen, für das es in der Dartszene einen schönen Ausdruck gibt. In meinem neuen Team hat es Leute, die das Dschungelcamp jeden Abend schauen. Jetzt bin ich wenigstens auf dem Laufenden über Larissa, Gäbi und Glatzeder. Und Kakerlaken und so ein Zeugs.
Noch kurz zum Sportexperten: Natürlich hat er gestern ausgiebig den Triumph von Stan the man kommentiert. Aber genervt hat sich niemand, es waren alle einig mit ihm: Stantastic Wowrinka.




Freitag, 24. Januar 2014

Seitenaufrufe aus Amerika

Bis jetzt (16.00 Uhr)  habe ich heute Freitag 12 Seitenaufrufe aus den USA. Hallo: weder habe ich im Sinn ein Attentat zu verüben noch euren Präsidenten anzubaggern. Auch habe ich keine Absicht, weisses Pulver zu versenden, noch die amerikanische Eishockeymannschaft mit meiner Engadiner Schokoladentorte zu vergiften. Also, husch husch zurück ins Körbchen und Angelas Handy abhören. Aber echli rassig, gället Buebe

Gebäck und Gepäck, Morgentoilette und Feierabendbier

Das Leben einer Pendlerin ist nicht immer einfach. Vor allem, wenn man in der Stosszeit unterwegs ist. Es mir im Prinzip egal, was die Leute tun. Sollen sie doch im Zug frühstücken und sich schminken. Frühstücken ist okay, aber nicht das Weggli oder das Gipfeli derart mampfen, dass mindestens die Hälfte durch die Luft fliegt. Teil Lüt frässe wie d'Söi. Sorry, das ist so. Womit das Gebäck abgefertigt wäre.
Nun zum Gepäck und zur Morgentoilette. Dazu muss voraus geschickt werden, dass es in Olten jeweils noch etliche freie Plätze hat, in Zofingen hat es immer noch genug freie Plätze, ab Sursee müssen einige Leute stehen. Und damit endlich zur Sache: Heute morgen steigt in Zofingen eine junge Dame ein, setzt sich mir gegenüber, stellt ihre Riesenhandtasche auf den Sitz neben sich und beginnt zu kramen: Puder, Lidschatten, Mascara, Lippenstift, was das Zeug herhält. Stört mich nicht. Sie nimmt sich Zeit, will schliesslich an der Arbeitsstelle was hergeben, kann ich alles verstehen. Nun fährt der Zug in Sursee ein, Leute steigen ein. Alte und junge Menschen, Frauen und Männer, elegant oder wenig elegant gekleidete Passagiere. Nun erfrecht sich ein junger Mann die Dame mir gegenüber zu fragen, ob der Platz frei sei. "Gseit er ned, dass ich mich schminke?" Ich muss mir ums verrecke ein Diktiergerät kaufen, so kann ich ein nächstes Mal Beweismaterial liefern. Die Dame konnte sich nach einem bewundernswerten Blick des jungen Mannes doch noch überwinden, die Tasche auf den Boden zu stellen. Womit Gepäck und Morgentoilette abgefertigt wären.
Das Feierabendbier fertige ich heute Abend im Galicia in Olten ab.


Neu entdeckt

 

Vor wenigen Wochen war ich mit zwei Freunden im Kino Lichtspiel in Olten (höchst empfehlenswertes Kino übrigens). Film über Friedrich Glauser, sehr atmosphärisch, wirklich gut gemacht. Und so kommt es, dass ich die Bücher von Glauser wieder entdeckt habe. Im Moment lese ich "Matto regiert". Und mit grosser Wahrscheinlichkeit gehe ich nächstens in die Stadtbibliothek um mir einen Film mit dem Studer (natürlich Heinrich Gretler) auszuleihen. Es lohnt sich, sich Zeit zu nehmen für dieses Buch, wie es sich überhaupt lohnt, sich Zeit zu nehmen für Bücher. Wenn ich für das Oltner Tagblatt ein Buch besprechen muss, bin ich oft gezwungen, dieses quer zu lesen. Dabei verpasst man aber viel, von der Sprache, von den Wörtern, dem Sprachfluss und der -melodie. Auch wenn die Stadtbibliothek Olten im Moment keine Neuanschaffungen tätigen kann, ich finde noch viele alte Schmöcker, die neu entdeckt werden wollen. 



Veränderungen

 

Vor bald zwei Wochen fand in Olten der Ligafinal der Dartszene statt. Es war schön, alte Freunde zu treffen, zu tratschen und abzuhängen. Wir Darter sind wie eine grosse Familie, so wird denn bei einem Bier (oder auch zweien) diskutiert und kommentiert. Am 10. August werden es fünf Jahre her sein, dass ich zum ersten Mal bewusst Pfeile geworfen habe, weil ich mich mit einer Mannschaft für die Meisterschaft angemeldet hatte. Ein halbes Jahr später war meine Mannschaft schon bald Geschichte. Damit hätte das Kapitel Dart abgeschlossen sein können, aber gnädigerweise hat mich eine andere Mannschaft adoptiert. Gut, diese Szene und die verwendete Sprache ist gewöhnungsbedürftig. Schaffe ich es zum Beispiel einen Kollegen richtig "abezloh", nennt der mich schon mal "du blödi Chueh". Er meint das aber als Kompliment und ich verstehe das auch so. Als Frau darf man sowieso nicht zimperlich sein, weil nach wie vor eine Männermehrheit herrscht. Aber nun zu den Veränderungen:
Verändert hat sich zum Beispiel die Tennisszene Schweiz. Am Sonntag spielt Stan the Man im Final, vor einem Jahr hätte man sich noch die Augen gerieben. Verändert hat sich auch der Sportexperte, der jeden Morgen im Zug fährt. Immer öfter muss er Kritik einstecken, dies von seinem Kollegen, dem der "Chnopf ufgange esch" in den letzten Wochen.
Verändert habe aber auch ich mich. Während vier Jahren spielte ich in der ersten Mannschaft meines Dartvereins. Infolge personeller Probleme wurde ich am Montag vor die Wahl gestellt. Wechsel zur zweiten Mannschaft oder unser Verein hätte ein echtes Problem gehabt. Leicht ist mir die Entscheidung nicht gefallen, habe ich den "Schofsecku" (auch lieb gemeint) H. doch lieb gewonnen. Unsere Frotzeleien werden mir fehlen. Aber ich will Dart spielen und den Plausch haben. Den werde ich auch in der zweiten Mannschaft haben und freue mich darauf. Es ist durchaus möglich, dass wir zwischendurch die erste Mannschaft als Gegner haben werden. Dann muss sich H. ganz warm anziehen. Ich möchte möglichst oft als "blödi Chueh" bezeichnet werden.
Im übrigen habe ich zwischen Weihnachten und Neujahr die Weltmeisterschaften im Fernsehen geschaut. Nicht nur in der Tennisszene Schweiz hat es eine Wachtablösung gegeben, auch im Dart drängen sich junge Spieler nach vorne. Phil Taylor, die Dartlegende, war schon früh weg vom Fenster. Halb so schlimm für ihn, am Board darf er kein Bier trinken und sein Hauptsponsor ist eine Brauerei. Aus diesem Grund nennt er wohl kein Sixpack sein eigen, sondern es Bierfässli.
Auf das: prost, santé, salud