Ich bezeichne mich als diplomierte Kampfpendlerin weil ich seit über zehn Jahren mit ÖV zur Arbeit fahre. Als solche erlebe ich vieles, lustiges und trauriges, sinnvolles und sinnloses. Und das möchte ich teilen, mit Freunden und Fremden, mit grossen und kleinen Menschen, mit Leuten aus der Nähe und Leuten aus der Ferne. Frohes Lesen

Freitag, 25. Oktober 2013




Von Ei-Fonen und Knochen


Ich masse mir nicht an, den ersten Blog über das Leben einer Pendlerin zu schreiben. Aber wenn ich die Beiträge von Frau Walder lese, dann wage ich zu behaupten, dass ich die „wahrere“ Pendlerin als sie bin. Denn normalerweise verlässt mein Zug den Bahnhof Olten um 07.49 Uhr und am Abend steige ich in den Zug in Luzern, der diese von Asiaten überflutete Stadt um 17.54 verlässt.  Während Frau Walder in irgendwelchen Zügen, Trams fährt, aber eben nicht Tag für Tag den exakt gleichen Weg nimmt. Zu meinen täglichen Fahrten gibt es aber auch Ausnahmen. Vor gut einer Woche hatte ich mir einen Auftrag als freie Journalistin ergattert. Eine Buchpräsentation in der Buchhandlung Stocker in Luzern. Zwei Krimis galt es zu besprechen. Am gleichen Abend spielte die Schweizer Fussballnati gegen Slowenien.  Gut, die Eidgenossen waren bereits qualifiziert für die WM in Brasilien. Aber ich bin nun mal ein grosser Fussballfan. Mein Artikel ist zwar so gut wie schon geschrieben, nichts desto trotz fühle ich mich verpflichtet anwesend zu sein. Aber kurz nach 9 Uhr abends ist die Veranstaltung zu Ende und ich begebe mich an den Bahnhof, wo wenige Minuten später eintreffe. Der Zug fährt um 21.30 Uhr, mit Halt in Sursee und Zofingen. Auf dem Perron stehen zwei Kondukteure (sagt man noch so?). Ich stelle den beiden die Frage: „Wie steht es bei dem Match?“ „Unentschieden, in der Pause. Aber heutzutage haben doch alle (man und frau beachte das Wort alle, bewusst geschlechtsneutral) ein Ei oder einen Smart (dies ist meiner Phantasie entsprungen, also noch einmal korrekt) ein ovalesPhone oder so ein Smart(es)Phone., da können Sie doch sicher selber nachschauen. Worauf ich den beiden meinen „Knochen“ vorweise, unter "Knochen" verstehe ich mein uraltes Handy, mit dem ich tatsächlich "nur" telefonieren und "nur" simsen kann, aber nix Internet.
Na ja, die Schweizer Nati (hier könnte nun ein Diskurs folgen von wegen „wir haben gewonnen“ und „die Idioten haben es nicht geschafft“) wird so oder so in Brasilien dabei sein. So weit, so gut. Aber was nun wirklich nicht zum Pendleralltag gehört:  Kurz vor zehn Uhr die Durchsage: „An die fussballinteressierte Dame, die in diesem Zug sitzt. Eine Meldung des Lokführers. Die Schweiz hat 1:0 gewonnen.“

Danke den Kondukteuren, danke dem Lokführer, danke der Schweizer Nati.

Was eh allen klar ist: Geschichten zu diesen Ei-Fonen könnte wohl jeder Pendler hunderte und jede Pendlerin auch hunderte erzählen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen