Ich bezeichne mich als diplomierte Kampfpendlerin weil ich seit über zehn Jahren mit ÖV zur Arbeit fahre. Als solche erlebe ich vieles, lustiges und trauriges, sinnvolles und sinnloses. Und das möchte ich teilen, mit Freunden und Fremden, mit grossen und kleinen Menschen, mit Leuten aus der Nähe und Leuten aus der Ferne. Frohes Lesen

Montag, 21. Oktober 2013



Mäusetante auf Mäusejagd



Wenn mein Bekannter mit seiner Tochter in den Urlaub fährt, übernehme ich gerne die Fütterung seiner Raubtiere, die da sind: 3 süsse Wüstenspringmäuse. Das gibt nicht viel zu tun, Käfig oben öffnen, Knabberzeug und Heu rein, von Zeit zu Zeit das Wasser wechseln. Die putzigen Tierchen fressen mir sogar aus der Hand. Dann Käfig zu. Nun am Samstag, kurz gegen neun Uhr abends war ich im Begriff nach Hause zu gehen. Da fällt mir ein, dass ich noch das Wasser wechseln könnte. Gedacht, getan, der Käfig stand in dieser kurzen Zeit (1 Minute) offen. Ich stelle das Schälchen mit dem Wasser rein, schliesse den Käfig und gehe frohen Mutes auf fast direktem Weg nach Hause. Warum nicht auf direktem Weg, wird sich die geneigte Leserschaft fragen. Nun ja, ich feierte noch kurz den Sieg der Powermäuse. Sonntagmorgen gehe ich noch mal zu meinen Pflegekindern. Und tatsächlich, das hellbraune Mäuschen zeigt sich nicht. Am Nachmittag regt sich mein schlechtes Gewissen und ich informiere den Mäusevater über den Verlust. Dieser nimmt mich zuerst nicht ernst, meint ich mache einen Scherz. Nun wird mein Gewissen noch schlechter und drückt mich nieder, dass ich nicht mehr grösser als ein Mäuschen bin. Anstatt an eine Lesung zu gehen, um das Wochenende friedlich ausklingen zu lassen, eile ich zurück an die Stätte meines Verbrechens. Und siehe da: mitten im Wohnzimmer sitzt der Kleine. Was sich in der nächsten Viertelstunde abgespielt hat, lässt sich kaum beschreiben. Zuerst nähert sich das Tierchen, frisst mir aus der Hand, aber um keinen Preis hüpft das Ding in die bereit gehaltene Dose. Schliesslich verschwindet das Ding in der Küche. Gut, diese ist übersehbar, lässt sich schliessen. Aber wer nun glaubt, meine Nerven seien damit zur Ruhe gekommen, der täuscht sich gewaltig. Mäuschen verschwindet in der Geschirrspülmaschine. Sadistische Gemüter hätten diese nun laufen lassen. Ich als friedliebende Person spüre nur wie mein Puls steigt, kalte Schweissausbrüche das ganze Programm. Nun, das Tierchen muss langsam Hunger bekommen haben. Denn nun geht es ganz schnell. Ich nehme eine leere Tupperwaredose, lege ein bisschen Knabberzeug hinein, hellbraunes Mäuschen hüpft hinein, Deckel drauf und ab mit ihm zurück in die gute Stube. Wobei noch das Hindernis des geschlossenen Käfigs zu bewältigen war. Wie ich das geschafft habe, weiss ich nicht mehr so genau. Ich weiss nur eines: das nächste Mal, wenn es denn ein nächstes Mal gibt, werde ich den Käfig bei einem Wasserwechsel mit einem riesigen Schloss absichern.

Was die Illustration soll? Einen Moment lang überlegte ich mir, Hilfe beizuziehen. Madame hätte sich vermutlich geehrt gefühlt. Was der Mäusevater davon gehalten hätte, sei dahingestellt.

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